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Themenstreusel (6)

Alter(n)

  • Die Vereinsamung ist der Weg des Menschen in die Unappetitlichkeit hinein. Das Alter ist eine große Unappetitlichkeit. (Thomas Bernhard: Verstörung)
  • "Das Lächeln der aus dem Schlaf aufwachenden, sich verloren wissenden Frauen, die feststellen, daß sie noch immer in der qualvollen Welt sind, ist Grauen, sonst nichts." (Thomas Bernhard: Verstörung)
  • Ich versuche mir manchmal vorzustellen, wie mein Körper sich anfühlte, als ich noch jung war. Das ist sehr schwierig. Man gewöhnt sich so schnell an jede neue Zerfallserscheinung, dass sie sich schon nach kürzester Zeit anfühlt, als wäre sie immer da gewesen. (...) Mein Körper ist alt, und sein Alter hat meinen Kopf infiziert. Nicht einmal im Traum kann ich mich davon befreien. (Frederic Zwicker: Hier können Sie im Kreis gehen)
  • Dieses Altwerden ist doch eigentlich ein einziges Elend, dachte Franz wehmütig und gleichzeitig ein bißchen wütend. Was nützte die ganze Gescheitheit, wenn einen die Zeit ja doch irgendwann erwischte? (Robert Seethaler: Der Trafikant)
  • Der Tod hat in meinem Leben gründlich mitgespielt. Ich beklagte mich nicht, aber das Leben hat mich abgenützt, hat seine Narben hinterlassen. Am Ende war es auch für mich zu viel. Ich habe die Kraft verloren, mich zu wehren. Ich wusste nicht mehr, wozu ich mich noch wehren sollte. (Frederic Zwicker: Hier können Sie im Kreis gehen)
  • "Fein, fein schmeckt uns der Wein, / Wenn man zwanzig ist, und auch die Liebe ... / Wenn man älter wird, wenn man kälter wird, / Schmeckt allein nur der Wein." (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)
  • ...hielt er den Kult des Erinnerns für eine dieser Krankheiten, die mit zunehmendem Alter auftraten und in immer heftigeren, längeren Schüben um sich griffen, bis man ganz in ihnen versank. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)
  • Du hast geglaubt, mit dem Älterwerden würdest du weniger unglücklich sein, weil du dann Gründe hättest für deine Traurigkeit. Da du noch jung warst, war deine Verzweiflung bodenlos, da du sie für unbegründet hieltst. (Edouard Leve: Selbstmord)
  • Sie gehörte zu denen, die in jungen Jahren nicht sonderlich hübsch sind, aber dafür mit einem guten Alterskopf entschädigt werden. (Sibylle Lewitscharoff: Killmousky)
  • Manchmal denke ich, die wirklichen Helden sind nicht die, die im Krieg sich Orden holen, sondern die Junggesellen, die ihre letzten Jahre allein verbringen." (Isaac B. Singer: Old Love. Geschichten von der Liebe)
  • Alte Menschen. Alte Menschen bringen mich durcheinander. Es ist eine Schande, eine Hüfte oder einen Herzschrittmacher bei einem Fünfundneunzigjährigen einzusetzen, der flüstert: "Bitte, lasst mich gehen." (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)
  • ... weil diese ständig wachsende Geronto-Armee uns an unsere eigene Sterblichkeit erinnert, schieben wir die Greise und Greisinnen in ein Schattendasein ab. (Caitlin Doughty: Fragen Sie Ihren Bestatter. Lektionen aus dem Krematorium)
  • ...in Begleitung von armen Kerlen, die, vom Blut der Hämorrhoiden und zwanzig oder dreißig Jahren Gemüsesuppe mit Bohnen tyrannisiert, sonntags im Pyjama und mit Bartschatten im Gesicht die Blumen auf dem Balkon gossen und dabei von der absoluten Reglosigkeit der Pensionierung träumten. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)
  • Es gibt trotz allem etwas, das nur das Alter zu geben vermag. (Verena Lueken: Alles zählt)
  • "Genaueres wissen Sie nicht?" "Ich bin jetzt vierundneunzig, Mann! Das ist kein Alter für Details. Das ist das Alter fürs Große und Ganze." (Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben. Alpenkrimi)
  • Beide unwiderruflich ins Alter entschwunden. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)
  • "Er ist ein alter Mann; er muß siebzig sein oder darüber. Ich entsinne mich, daß die Tante von ihm sagte: 'Wenn wir die Sünde nicht fliehen, so flieht die Sünde doch schließlich uns.'" (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)
  • Betagten, im Ruhestand verstaubten Menschen widerfährt es zuweilen, daß eine plötzliche Belastung sie erneut auf den Plan. (Laszlo Nemeth: Abscheu)
  • Ich werde ungeduldig, wenn ich junge Leute sehe, die sich treiben lassen. Ich wünschte mir, ich könnte ihr Leben für sie leben; ich wüßte schon, wie! Aber das ist es ja; wenn man endlich alle Abkürzungen kennt, sind die Füße so angeschwollen, daß man nicht einmal mehr auf die Straße gehen kann. (Willa Cather: Mein ärgster Feind)
  • Mein Körper war die Quelle diverser schmerzhafter Leiden – Migräne, Hautkrankheiten, Zahnschmerzen, Hämorrhoiden –, die sich ständig abwechselten und mir kaum Ruhe ließen; dabei war ich erst vierundvierzig, wie sollte das mit fünfzig, sechzig oder mehr werden? Ich würde nur noch aus einem Nebeneinander langsam zerfallender Organe bestehen, und mein Leben wäre eine endlose Qual, trist, freudlos, armselig. (Michel Houellebecq: Unterwerfung)
  • Er besaß nicht die Gabe der Gelassenheit. Er konnte das Absterben der Sinne, die schwindende Lust und zunehmende Impotenz nicht aus amüsierter Distanz betrachten. Er stürzte sich mit hungriger Gier auf jeden Skandal, freute sich mit lüsterner Miene und hechelndem Atem daran. Die heitere Ironie, mit der philosophische Geister sich über das lustig machen, was sie nicht mehr genie ßen können, war ihm fremd. (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel)
  • Einen alten Mann wie mich aber kann man nicht mehr loben, denn loben heißt immer auch ein wenig schmeicheln und täuschen, und im Alter ist man leider nur noch schwer täuschbar und leider auch vor Selbsttäuschungen gefeit. (Alois Brandstetter: Vom Manne aus Eicha)
  • Ein kleiner, verdrießlicher Mann mit kurz geschorenem weißen Bart, einer bösen Narbe unter einem Auge und zwei Hörgeräten, war einer der wenigen, die ich an diesem Nachmittag sah, bei denen die Zeit ganz Arbeit geleistet hatte; bei ihm hatte die Zeit sogar Überstunden gemacht. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)
  • Die besondere Kränkung, die das Alter gewissen Frauen vorbehielt: die Abwärtsbewegung der Mundwinkel hin zu einem Ausdruck von ständigem Tadel. (Ian McEwan: Kindeswohl)
  • Ihre feste Gesundheit hatte den Wandel gehemmt, den die Jahre sonst unerbittlich über das Theater der Schönheit hinführen. (Achim von Arnim: Neun Novellen)
  • Wie viele Männer seines Alters existierte er im Ruhestand wie ein Findling nach der Eiszeit. (Per Leo: Flut und Boden)
  • Studien über uralte Menschen zeigen, daß Skepsis gegenüber modischen Marotten anscheinend die Langlebigkeit fördert. Über Hundertjährige haben das Leben nicht als Produkt der Umstände betrachtet, sie haben sich schon lange frei gemacht von den Erwartungen anderer. (Die ZEIT: Da geht noch was)
  • "Wer will denn schon 89 werden?" "Jemand der 88 ist". (Inspector Barnaby - "Der Garten des Todes")
  • Je älter man wird, umso mehr rückt man in den toten Winkel unseres Gesundheitssystems. Könnte man es sich aussuchen, müsste man eigentlich sagen: "Ich möchte meinen Krebs bitte vor der Rente! Das ist einfach gesünder." (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • Die Atmosphäre eines Lebens auf der letzten Strecke. (Silvia Bovenschen: Nur Mut)
  • "Was glauben Sie denn, wie alt ich bin?" "Bei älteren Leuten kann ich das nie sagen. Sie könnten eine jung aussehende Sechzig oder eine alt aussehende Vierzig sein. Wer weiß das schon in Zeiten von Botox?" (Sue Townsend: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb)
  • Zu Hundertjährigen kommt die Lokalzeitung, man muss das Geheimnis seines Alterns preisgeben und ohne Zähne 'Ich habe jeden Tag einen Apfel gegessen' nuscheln. (Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war)
  • Das ist eins dieser traurigen Dinge in den Haushalten alter Leute: das Haltbarkeitsdatum ist meistens überschritten. (Ralf Rothmann: Shakespeares Hühner)
  • Meine Eltern und Mors Mutter sind noch am Leben, auch wenn ihnen das brutale Alter schon ein paar unbedeutendere Fähigkeiten weggeschossen hat. (Eva Menasse: Quasikristalle)
  • Wie sie halt älter wird und älter, wird sie halt auch kleiner und schrumpeliger. Vorher Weintraube, später Rosine. (Rita Falk: Winterkartoffelknödel)
  • Theodor Loewe nickte nur, er war durch Krankheiten und Lebenserfahrung zu alt und verlebt, um noch überzeugend eine Position zu beziehen, die er nicht anderntags schwer angezweifelt hätte. (Helmut Krausser: Nicht ganz schlechte Menschen)
  • "Wenn ich sehe, was einen mit achtzig erwartet, habe ich das dringende Gefühl, dass alles, was passieren könnte in meinem Leben, jetzt passieren sollte." (Stefan Schwarz: Das wird ein bisschen wehtun)
  • Erörterungen darüber, was alte Leute alles nicht mehr brauchen, neigen dazu, sich unkontrolliert auszuweiten. Daraus wird schnell eine vorzeitige Haushaltsauflösung. Es ist fast eine Definition von Alter, dass man mehr besitzt, als man noch gebrauchen kann. (Stefan Schwarz: Das wird ein bisschen wehtun)
  • "Ich lebe über ein Menschenalter unter diesem Dache..." (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump) - Interessante Auffassung von hohem Alter damals!
  • Am folgenden Morgen betrachtete Hedwig ihr vom Weinen verquollenes Gesicht im Spiegel und bekam zum ersten Mal in ihrem Leben eine Ahnung davon, was aus ihr werden würde, wenn die Zeit ihr Werk getan hätte. (Julien Green: Der Übeltäter, S. 218)
  • An der Schwelle zum Alter hatte sie noch nicht gemerkt, wie schön das Leben sein konnte, sie wunderte sich nur, daß man so zäh an ihm hing und daß man, so wie ich, den Augenblick fürchtete, an dem dieser bitterböse Scherz ein Ende nahm. (Joseph Roth: Erzählungen)
  • Laut Brockhaus war er über siebzig Jahre alt, 1930 geboren. Mein erster Eindruck war der eines entschlossenen Menschen, dessen Zeit immer schon knapp gewesen war, die nun aber, noch knapper geworden, nach äußerster Effizienz verlangte. (Helmut Krausser: Eros, S. 9)
  • Madame Evangelista wurde jetzt von der ersten Regung des Geizes ergriffen, dem bejahrte Leute schließlich zum Opfer zu fallen pflegen. (Honore de Balzac: Der Ehekontrakt)
  • In deinem Alter gibt es, wenn es ums Aussehen geht, nur noch die Beleidigung. (Martin Walser: Ein liebender Mann)
  • Stella stützte sich auf die Tischkante und setzte sich. Ihr Gesicht verzog sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse. "Wenn ich du wäre", sagte die Großmutter, ohne von ihren Karten aufzublicken, "würde ich mal zum Arzt gehen." "Ach, das ist das Alter", protestierte Stella, "knarrende Karren fahren am längsten." (Erwin Mortier: Marcel, S. 94)
  • "Wir haben großes Glück, daß uns im Alter ein bißchen was aus dem Gedächtnis entfällt, sonst hätten wir gerade, wenn uns die Kräfte verlassen, einen noch schwereren Sack zu schleppen." (Meir Shalev: Der Junge und die Taube, S. 179)
  • ... beobachte ich als Anzeichen des Alterns an mir, daß ich schneller müde werde. Und: daß ich sehr vieles, was ich erlebe, erfahre, lese, einordnen kann in einen Zusammenhang von schon früher Erfahrenem, Gelesenem, Erlebtem. Immer mehr wird das Leben zu einem Gewebe, grundsätzlich Neues geschieht immer seltener. (Christa Wolf an Charlotte Wolff, 24.1.1986)
  • Es war erstaunlich, was ich damals alles kapiert zu haben glaubte. Jetzt hingegen, als alte Frau, die ihr Leben hinter sich hat, kapiere ich gar nichts mehr. Sieht so aus, als wäre das Leben ein Weg vom Verstehen zum Nichtverstehen. (Michail Schischkin: Venushaar)
  • Die Leute, die nicht zu altern verstehen, sind die gleichen, die nicht verstanden haben, jung zu sein. (Marc Chagall)
  • Auf die achtzig zugehend, sehe ich mich manchmal aus einigem Abstand als einen Mann, den ich kenne, aber nicht näher. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)
  • Die nächsten Male im Leben werden knapp, zumindest für Nicht-Hindus. (John Updike)
  • Die verzerrende Linse des Alters. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)
  • Ein Schauspieler im Alter von 81 Jahren ist am Morgen im Schlaf verstorben. Zum ersten Mal nach langer Zeit bin ich neidisch. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 137)
  • Keine Grenze verlockt mehr zum Schmuggeln als die Altersgrenze. (Robert Musil)
  • So um die dreißig herum, wenn wir zufällig nach vorn schauen, sehen wir plötzlich den Tod am Horizont lugen. Wir haben ihn vorher noch nie gesehen. Er hat eine Sense im Zielfernrohr. Er legt auf uns an. Er drückt nicht ab, noch nicht, aber er treibt uns zu Handlungen, die Lachstürme in ihm auslösen. (Urs Widmer: Die gelben Männer, S. 60)
  • Wahrscheinlich schwächt das Alter nicht nur die Schließmuskeln des Körpers, sondern auch die Ventile des Seele, vor allem, wenn das Band der Ehe zerreißt, das als Schutzwall dient. Ich glaube, im Witwer nistet, wie im Junggesellen, der Keim eines unkontrollierten, frei umhertreibenden Gefühls. (Rafael Chirbes: Der Schuß des Jägers)
  • Als Knabe, in jenen Jahren, in denen die Neugierde alle anderen Lebensäußerungen spielerisch überwuchert, hatte er oft an den eigenen Tod gedacht und an der Vorstellung Gefallen gefunden, es wäre der Beginn einer Wanderschaft durch alle Dinge hindurch, die er täglich vor Augen hatte. (Hartmut Lange: Das Konzert, S. 102)
  • Alle alten Leute schlafen schlecht. Es ist, als hätte man nur eine begrenzte Zeit, um etwas zu tun, und schiebt das bis zum letzten Moment hinaus. Gegen Ende erkennt man, daß man sich besser hätte vorbereiten müssen, daß man mehr daraus gemacht hätte, wenn man früher angefangen hätte, und daß jetzt keine Zeit mehr dafür ist. So ist die Nacht, wenn man alt ist. (Marcel Möring: In Babylon, S. 193)
  • Ich war ein echter, klassischer Gymnasiast, trostloses Endprodukt einer langen, abendländischen Entwícklung; schwärmerisch und kalt, ironisch und verletzlich und verzweifelt - kämpfte nächtelang gegen eine grausame, unbekannte Triebhaftigkeit und gegen einen grausamen, unbekannten Gott, unterlag. (Walter Vogt: Altern, S. 83)
  • "Ich war damals sechszehn, und das ist die einzige Zeit im Leben, in der man die innere Sicherheit hat, etwas bewegen zu können." (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 3)
  • Ich bin nicht vierzig Jahre alt, ich verstehe mich noch nicht darauf, meinen Stolz unter die Autorität der Erfahrung zu beugen; in mir ist nicht die Liebe, die mit Demut erfüllt; kurzum, ich bin eine Frau, deren Charakter noch zu jung ist, um nicht abscheulich zu sein. (Honore de Balzac: Beatrix)
  • "Es stimmt zwar, daß ich achtzig geworden bin und dies so eine Art Geburtstagsfeier ist. Aber was es zu feiern gibt, weiß man nicht so genau. Das Gute daran ist immerhin, nun ein Alter erreicht zu haben, in dem sich sterben läßt, ohne daß die Menschen allzu schockiert sein müssen." (Alan Bennett: Die souveräne Leserin, S. 105)
  • Mit achtzig gibt es keine Ereignisse mehr, nur noch Wiederholungen. (Alan Bennett: Die souveräne Leserin, S. 106)
  • Alte berühmte Männer, die viel, ja nahezu alles Menschenmögliche erreicht haben und nun plötzlich das Ende einer Leiter vor sich sehen, legen oft eine unangenehme Verbitterung an den Tag. Ihnen fehlt der matte Charme des alt gewordenen Verlierers. Zuweilen werden sie sogar gefährlich. (Silvia Bovenschen: Älter werden, S. 90)
  • Es liegt etwas Taktloses darin, länger zu leben, als es sich gehört. Wie wenn die Gastgeber über den Kopf des Gastes hinweg Blicke wechseln, wann geht er endlich? (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 13)
  • ... wie das Egozentrische der Jugend - wenn nur die Mechanik des Geistes dabei so halbwegs normal ist - über sich selbsr hinauszielt. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Ich verstehe nicht, warum so viele Frauen darunter leiden, daß sie schon wieder ein Jahr älter geworden sind. Nicht mehr ein Jahr älter zu werden, das wäre eine Katastrophe. (Liv Ullman)
  • Jung bleiben ist im Kerne eine geistige Leistung. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Es gibt selbst bei der Eitelkeit endlich eine Art Ermüdung, die mit vorschreitendem Leben eintritt, und man erspart sich dann mancherlei Anstrengung. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • ... bin ein älterer Herr und nicht frei von Verhärtungstendenzen, weshalb ich mich höllisch bemühen muß, ein bißchen belehrbar zu bleiben. (Markus Werner: Am Hang, S. 18)
  • Manch-1 ist seine Windeln im Kopf Zeit Lebens's nicht losgeworden; - Kinderkacke im Altenhirn ist die Brutstätte für Terror.... (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 130)
  • ... an seiner 43. Jahresklippe - einer er gefährlichsten Klippen im Dasein gewisser Männer. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 312)
  • Reinhard Jirgl zeigt in "Die Stille" eine interessante Parallele, nämlich die Rente als Phase des Ledigseins von Pflichten als "zweite Kinderzeit" zu begreifen.
  • Schon Goethe sagte, daß die Fünfzig im Leben eines Mannes ein Datum von besonderer Bedeutung sei. Man zieht Bilanz, hält Rückschau, blickt auf das Erreichte, bedenkt das zu Erreichende. Die Periode des Sturm und Drang ist vorüber, man hat seinen Platz im Leben gefunden. Fortan ist, wie mein verehrter Lehrer Sauerbruch zu sagen pflegte, mit kontinuierlicher Zunahme nur bei einem Organ zu rechnen: der Vorsteherdrüse. (Uwe Tellkamp: Der Turm)
  • ... daß Frau Zobel inzwischen in einem Alter ist, in dem die Jahre doppelt zählen. (Jurek Becker: Amanda herzlos, S. 94)
  • ... spricht er über das gehässigste Laster des Alters, den Geiz. (Günter Grass: Grimms Wörter, S. 262)
  • ... zählt er auf, was alles seit Cicero an Beiwörtern dem Greis anhängt: mürrisch ist er, grämlich, eigensinnig, ableibig. Er gilt als Knicker, Erbsenzähler, als betrübte Hausunke. Beweisführend zitiert er Hans Sachs: "verzehren die zeit einsam wie ein unk." (Günter Grass: Grimms Wörter)
  • Sein Vater, ein Mann von sechzig Jahren, kleiner als Hugh und auch fülliger, war seit dem dem nur wenig zurückliegenden Tod seiner Frau unappetitlich gealtert; von seinen Sachen ging ein charakteristischer schwacher, aber unverwechselbarer Geruch aus. (Vladimir Nabokov: Durchsichtige Dinge, S. 18)
  • Altersheim, Niederlassung des Jenseits. (Irmtraud Morgner: Trobadora Beatriz, S. 450)
  • "Jetzt ist's zu spät; ihr Leben ist vorbei." Sie sagte das mit der kaltblütigen Gelassenheit alter Leute, wenn sie Erde auf das Grab junger Hoffnungen werfen. (Edith Wharton: Zeit der Unschuld, S. 203)
  • Das Altwerden hat viele Nachteile, aber es gibt die Entschädigung (neben einer ganzen Reihe von anderen, wie wir zugeben wollen), daß es uns zuweilen den Ausgang gewisser Ereignisse sehen läßt, deren Zeuge wir vor langen Jahren gewesen sind. Wir hatten längst die Hoffnung aufgegeben, das Ende der Geschichte je zu erfahren, und dann, wenn wir es am wenigsten erwarten, wird es uns auf dem Tablett serviert. (W. Somerset Maugham: Vor der Party. Erzählungen, S. 13)
  • "Sagen hilft in meinem Alter nichts, du mußt es mir schon schriftlich geben." (David Lodge: Wie bitte? S. 35)
  • Marshall McLuhan hat irgendwo gesagt (McLuhan - mein Gott, daran merkt man, wie alt ich bin!) (David Lodge: Wie bitte? S. 35)
  • Ob das zwangsläufig so sein muß, fragte sich der Sohn, daß man im Alter das Interesse an Neuem verliert? Überfordert das ältere Menschen, macht es ihnen Angst? Er fand das schade, gerade wenn Zeit wäre, die Neugier zu befriedigen, scheint sie zu schwinden. (Anonymus: Wohin mit Vater? Ein Sohn verzweifel am Pflegesystem, S. 42)
  • Sie kam bereits in die Jahre, in denen eine lange Reise nach einem Monat intensiver Arbeit in einem anstrengenden Klima einen nicht gerade schöner macht. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 168)
  • Es heißt, je älter man wird, desto besser erinnert man sich an seine ersten Jahre. Eine der vielen Panzerfallen, die da vor uns liegen: die Rache der Senilität. (Julian Barnes: Darüber reden, S. 13)
  • Lepra des Alterns. (Brian Moore: Hetzjagd, S. 197)
  • Sehr alte Menschen leben zwei Leben. Im ersten Leben husten sie, gehen gebeugt, seufzen: ach, ach, ach! Im anderen, dem Augenklappenleben, tratschen sie mit Brennesseln über die Nachbarn, halten sich für einen Sheriff und verlieben sich in Verandastühle oder Bienen. (Sasa Stanisic: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 37)
  • Das Schweigen, das einen umgibt, ist eine der schlimmen Qualen des Alters. (Nagib Machfus: Zuckergäßchen)
  • "Siebenundzwanzig", sagte Kelly, als sei das das äußerste Ende der Jugend. (Julian Barnes: Der Zitronentisch, S. 32)
  • Ab dem Alter von vierzig Jahren läßt sich das Grundprinzip des Lebens mit einem einzigen Begriff zusammenfassen: Entsagung. (Julian Barnes: Der Zitronentisch, S. 110)
  • Erstaunlich, wie falsch ich mit all meinen Vorstellungen gelegen hatte. Daß man die tiefe Ruhe, nicht mehr als Sexualobjekt zur Verfügung stehen zu müssen, irgendwann genießt, war mir nicht klar gewesen. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 184)
  • Heute denke ich, die Jahre zwischen dreißig und vierzig hätten die besten sein können, wenn ich um ihre Einmaligkeit gewußt hätte, wenn ich nur gewußt hätte, was ich heute weiß. wie es sich anfühlt, die Erkenntnis des Verfalls, der Endlichkeit, wie es einen müde macht, die Albernheit zu verstehen, unsichtbar zu werden, auch für sich selber. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 66)
  • Seit ich über dreißig war, hatte ich alte Menschen beneidet. Um ihre Rente und die Entspanntheit, nicht mehr unbedingt etwas mit dem Leben anfangen zu müssen, und vor allem um ihre Unsichtbarkeit. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 71)
  • Nicht wir sind anders geworden. Wir sind nur jung. Anders geworden sind die albernen alternden Menschen von heute, die um jeden Preis jung sein müssen. (John Fowles: Der Sammler, S. 221)
  • ... als sei er ein alter Mann, auf den die Krankheit, die richtige, die einen für den Rest des Lebens schwächt, an der nächsten Ecke lauert. (Georges Simenon: Maigret amüsiert sich)
  • Lautes Schmatzen wies darauf hin: Irgendwie kämpfte das Gebiß des Hausherrn einen eigenen Kampf mit der Obsttorte. Dabei tropfte auch Speichel. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 27)
  • Sie hat ein Taschentuch in der Hand und wischt damit die Haut unter meinen Augen ab. Offenbar sind Tränen aus meinen Augen gelaufen. Man fängt überall an zu lecken, wenn man alt wird. (Remco Campert: Das Herz aus Seide, S. 87)
  • Wenn man älter ist, lebt man das Leben nicht mehr mit, man nährt sich nur noch von Erinnerungen, wir sind wie abgesandte Briefe: wir werden nicht mehr weiterbefördert, wir sind angekommen. (Knut Hamsun: Gedämpftes Saitenspiel, S.16)
  • Immer wieder findet sich erneut eine törichte Jugend, die die alte Platte auflegt. Und immer wieder bildet sie sich ein, weiß Gott was Neues zu tun! (Karel Capek: Der Räuber)
  • 8. Juli 1984: Hitzewelle. Mit 84 Jahren ist es, als begänne der Organismus in einer Pökellage zu zerfallen.(Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989)
  • "Wenn eine gute Fee käme und du dir ein beliebiges Alter aussuchen könntest, welches würdest du wählen?" (Silvia Bovenschen: Älter werden, S. 25)
  • "geräumige Zukunft" (Silvia Bovenschen: Älter werden, S. 26)
  • Träume kennen kein Lebensalter. (Remco Campert: Das Herz aus Seide, S. 129)
  • Jedes Leben hat seine Geheimnisse, und die müssen gewahrt werden. Doch je älter man wird und je weniger man zu verlieren hat, desto uneinsehbarer wird es, warum man sie eigentlich wahrt, so daß man sie genauso gut erzählen kann. (Harry Mulisch: Augenstern, S. 9)

Städte & Orte

  • In der Provinz versagten die Kalender, die andernorts Regel und Aussetzung markierten. Es herrschte Dauersonntag, gewissermaßen. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)
  • Kraft ist noch nie in San Francisco gewesen, aber es ist einer jener Orte, dessen popkulturelle Präsenz eine solche Anzahl sedimentierter Bilder und literarischer Reminiszenzen in seiner Erinnerung hinterlassen hat, dass die widersprüchlichsten Empfindungen von Rückkehr an einen wohlbekannten Ort und gleichzeitigem Betreten von Neuland sich überlagern. (Jonas Lüscher: Kraft)
  • Ich war in New York aufgewachsen und daher von Kindesbeinen an daran gewöhnt, alle Hilfegesuche von Fremden zu ignorieren. Ich gab Bettlern nichts, knallte Bibelverkäufern, Avon-Beraterinnen und Pfadfindern die Tür vor der Nase zu, legte den Telefonhörer beim ersten Anzeichen von Schnorrerei sofort auf und vermied jede Begegnung mit Elend und menschlicher Not. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)
  • Kalkutta ... Ein Blick in den Atlas genügte, und selbst ich kapierte: Dieser Moloch im äußersten Westen Indiens ist das Muttermal am Arsch der Welt. (...) Gemessen an dieser Höhle - oder vielmehr Hölle - dort bei Kalkutta ist die von Dante Alighieri besungene Kasperletheater für Krippenkinder. (Katja Lange-Müller: Drehtür)
  • "Durch meine jüdischen Vorfahren neige ich zum Weinen. Aber der Wallone war stärker. Ein Belgier gibt sich nicht den Rührseligkeiten tropischer Südamerikaner hin." (Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen)
  • ... hineingeworfen in dieses idyllisch-vertrackte Bonn, vor dem die Weltgeschichte den Atem anhielt, jener provisorischen Hauptstadt nach dem Millionenverbrechen, die doch nur ein verschlafenes Dorf am alten Rhein war, mit bald abzubauender Standleitung in die wahren Zentralen der Welt. (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • Der Rhein, im Gegensatz zur lächerlichen Spree ein amtlicher Fluss... (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • In Paris sticht die offene Straße jedes Museum aus. (Francois Mauriac: Der Jüngling Alain)
  • Die weiche und wollüstige Stadt Wien, die wie keine andere das Spazierengehen, das nichtstuerische Betrachten, das Elegantsein zu einer geradezu künstlerischen Vollendung, zu einem Lebenszweck heranbildet. (Stefan Zweig: Phantastische Nacht, Erzählungen)
  • "Ich habe mal gelesen, dass man in Frankreich, wenn man jemand diskret darauf aufmerksam machen wollte, dass sein Hosenstall offen stand, dass man dann also gesagt hat: 'Vive l’Empereur'". (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)
  • Einen unziemlichen Vorrat von Kerzen hat sie angelegt, weil "New York so leicht dunkel werden kann". (Uwe Johnson: Jahrestage 2)
  • Ich bin (wie Sie sich vielleicht erinnern) gebürtige Französin und als solche jeder Art von Weltschmerz abgeneigt, wenn ich ihn irgend vermeiden kann. (Wilkie Collins: Lucilla)
  • Obgleich er in Fragen der Architektur nicht eigentlich rückständig dachte, bekümmerte ihn jedes Gebäude, das seit seinem Weggang aus Wien frisch hinzugekommen war. Er empfand all dies Objekte als einen Angriff auf seine Erinnerung. So wie es alten Menschen ergeht, die bei der Rückkehr an einen Ort selbst das Häßliche, wenn es denn verschwunden ist, vermissen. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)
  • Sie verwendete nichts anderes als Nivea und Klosterfrau Melissengeist sowie natürlich jenes zu Recht hochgeschätzte Wiener Leitungswasser, das man eigentlich in Flaschen füllen und zu Goldpreisen ins Ausland verkaufen müßte. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)
  • ... in der Verspätung der mecklenburgischen Seele. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)
  • ... in Leipzig, wo die Polizei, aufgeklärt durch die Verlagsartikel einiger hundert Buchhändlerfirmen und tolerant gemacht durch das dreimal im Jahre wiederkehrende Meß-Völkergewimmel, ihn zum erstenmal seit seiner Ankunft auf dem Territorium des Deutschen Bundes ungeschoren ließ. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • Richtig schuldig aber am Elend in der Welt sind alle fetten Menschen, sagt Tante Luci. Und möchte einmal Mäuschen in Amerika sein, wo die dicksten Menschen wohnen, wie sie gehört hat. Gemästet wie Stopfgänse. Mit beleuchteten Kürbisköpfen auf den Hälsen. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)
  • Mein letzter Eindruck von New York stammte aus einem Film, in dem ein Irrer einen Mann ein Jahr lang ans Bett fesselte und langsam verhungern ließ, ohne daß die Nachbarn etwas davon mitbekamen. In einem Reiseführer stand, daß die New Yorker Behörden irgendwann beschlossen hätten, die Irrenhäuser abzuschaffen, weil die Insassen draußen sowieso nicht auffielen. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)
  • Stephansdom - quasi die Kirche in dem großen Dorf Österreich. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)
  • Nur die wenigsten wissen, daß in Salzburg der Regen das gute Wetter ist. Weil Auswahl nicht sehr groß: entweder Regen oder Föhn. (Wolf Haas: Silentium!)
  • Franzosen, die im tätigen Leben leicht streitsüchtig sind, werden zum Besten dieser Welt des Geschwätzes wegen verträglich und ertragen gesellige kleine Bosheiten mit Vergnügen, die bei uns ganze Familien entzweien würden. (Achim von Arnim: Neun Novellen)
  • Wien: (...) eine alte Stadt für junge, nichtsnutzige Leute. (Thomas Bernhard: In der Höhe)
  • Schon vor 100 Jahren mißtraute man in Willy Seidels "Das älteste Ding der Welt" Chinesen, die "zudringlichen Gelben", die "doch weiß Gott hier nichts verloren haben und sicher nur die fragwürdige Absicht hegen, deutsche Patente zu stehlen."
  • Das Pub war eine Erfindung von Menschen, die in England lebten, gedacht als Kompensation dafür, dass sie Menschen waren, die in England lebten. (Matt Haig: Ich und die Menschen)
  • "Du weißt wenig über Österreich, wie?" "Mozart, Schnitzel, Skifahren. Reicht doch." (Thomas Glavinic: Das größere Wunder)
  • "Mein Wesen ist eher urban geprägt als ländlich. Scholle und Wald erzeugten schon genug Unsinn." (Hans Pleschinski: Königsallee)
  • Die Jahre in Berlin hatten seine angeborene Abneigung gegen alles Freakige nur noch verstärkt, gegen Selbstgespräche in der S-Bahn oder Ausfälligkeiten im Park, gegen die Normalität städtischen Wahnsinns, egal ob echt oder inszeniert. (Stephan Thome: Grenzgang)
  • In diesem Augenblick wurde mir durch das Gebaren des sympathischen Herrn van Ormans eine meiner stärksten Vermutungen zur Gewißheit, die nämlich, daß unter allen Produktionszentren von Narren diese todstillen, pietistischen und heuchlerischen Kleinstädte die ergiebigsten und unfehlbarsten sind. (Otto Julius Bierbaum: Der Mann mit dem porösen Schädel)
  • Venedig ist die Sonntagsruhe nach der großen Schöpfungswoche des göttlichen Italiens. (Anatol France: Die rote Lilie)
  • Es ist traurig, aber in Österreich müssen immer die Nazis her, damit etwas los ist. (Heinrich Steinfest: Ein dicker Fisch)
  • "Sie sollen nach Wien fahren", sagte Dalgard. "Oje!" meinte Cheng. "Schlechte Erinnerungen, wie?" "Wie ist meine Heimat. Da kann man nicht von gut oder schlecht reden. Heimat ist das Gewehr, das man sich Tag und Nacht an die Stirn hält, ohne je abzudrücken. (Heinrich Steinfest)
  • [Über Wien] "Es ist doch eine vornehme Stadt", brummte er. "Schade, daß wir sie nicht an unser Berlin anhängen können, wir würden dann, glaube ich, jedes andere Nest rund um den Erdball herum um mehrere Nasenlängen schlagen!" (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
  • "Kennen Sie Leipzig? Dann kennen Sie die menschliche Steppe." (Hartmut Lange: Über die Alpen)
  • Papa war entzückt. Wie die meisten Engländer hielt er die Schotten für einen der komischsten, wenn auch nicht feinsinnigsten Scherze des Allmächtigen. (Eric Malpass: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung)
  • August war schon in Berlin. Sich amüsieren. Berlin wurde nie erwähnt ohne den Zusatz, daß man sich dort amüsiere. (Martin Walser: Ein liebender Mann, S. 238)
  • Die Engländer sind die modernste Nation und haben die altmodischste Regierung. (Martin Walser: Ein liebender Mann)
  • Florida (...), das Pensionärsheim der großen Demokratie. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)
  • ... jetzt mußte Francesco schnell auf die recht Spur kommen, mußte darauf hoffen, daß die anderen Fahrer ihn alle anderen Spuren überqueren lassen würden. Sie taten es, sie taten es fast immer, Amerikaner lassen ihren Frust nicht beim Autofahren aus - dafür haben sie zu Hause ihre Waffen. (Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud)
  • ... ins vielarmige Gleisdelta weitläufiger Bahnanlagen Hauptbahnhof Frankfurtammain - vorüber an Kraftwerksschornsteinen hin zu den Stalakmiten von Bank&messe-Türmen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 115)
  • Es gibt in Italien zwei Sorten von Verrückten - die einen halten sich für Jesus Christus, die anderen glauben, sie könnten erreichen, daß die Züge pünktlich fahren. (Tim Parks: Schicksal, S. 67)
  • Von Rom zu schwärmen ist geschmacklos und überflüssig dazu, weil man an die Schwärmerei seiner Vorgänger doch nie heranreicht. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 318)
  • In New York City hatte die Psychoanalyse etwas Unvermeidliches. So wie man die U-Bahn nehmen mußte, um irgendwohin zu gelangen. Die Psychoanalyse lag in der Luft wie Feuchtigkeit, wie Rauch. Man konnte sie fast riechen. (Anatole Broyard: Verrückt nach Kafka. Erinnerungen an Greenwich Village, S. 58)
  • Von ihm [W.H.Auden] stammt der Satz, daß die Kunst, in New York City zu leben, darin besteht, bei Rot über die Straße zu gehen. (Anatole Broyard: Verrückt nach Kafka. Erinnerungen an Greenwich Village, S. 19)
  • Es läßt sich mich einiger Sicherheit voraussagen, daß im Jahr 2025 Schußwaffen an Automaten auf der Straße zu bekommen sind, wohingegen das Rauchen in ganz Amerika verboten sein wird. (David Sedaris: Schöner wird's nicht, S. 210)
  • Aber hier in Amerika wird man, wie mir scheint, rapide immer dümmer. All diese Colleges, die Aufbaukurse anbieten, damit die Studenten lernen, was sie schon in der neunten Klasse hätten lernen sollen. (Philip Roth: Der menschliche Makel, S. 365)
  • Die Schwarzen und die Juden sind die magischen Völker in Amerika, während unsere gebleichte, heidnische, protestierende Rasse der Ballast ist, die von alters her schwärende Wunde, die nicht abheilen will. (John Updike: Das Gottesprogramm. Rogers Version, S. 289)
  • Geiz gibt es in Amerika nicht. Das ist eine Untugend oder eine Eigenschaft, die ein so junges Volk wie das unsere noch nicht kennt. (Georges Simenon)
  • Rom ist eine schöne, hauptsächlich von Japanern bevölkerte Stadt. (Herbert Rosendorfer: Die Kellnerin Anni, S. 82)
  • Ich wuchs im größten und am dünnsten besiedelten Landkreis der Bundesrepublik auf. Für jeden Fremden stellt sich der Landkreis Gifhorn, eine östliche Verwaltungseinheit im Regierungsbezirk Lüneburg, wahrscheinlich als ein landschaftliches Gähnen dar. (Hans Pleschinski: Ostsucht. Eine Jugend im deutsch- deutschen Grenzland, S. 14)
  • Berlin hatte keine Erweckung aus dem Geist des Parlaments nötig, vielmehr ringt es heute um die wenigen Zonen mit Artenschutz für abweichendes Denken und Gestalten, um die Reviere der Subversiven und der Erneuerer. (Roger Willemsen: Deutschlandreise, S. 39)
  • Der Zug fuhr am See entlang, nach Lorcarno, ein Ort, der trotz aller Versuche, ihn zu bebauen, bis der Tod einträte, immer noch wirkte wie in einem deutschen Ferienfilm aus den Fünfzigern. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 119)
  • Die Japaner, die man nicht verstehen wollte, weil sie nur eine Volksgruppe mehr sind, der der Kapitalismus komplett das Hirn weggeblasen hat. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 196)
  • Ich kann den Kongreß auch absagen. Sie haben ja recht, in Frankfurt muß man nicht gewesen sein. Im Grunde ist das eine fürchterliche Stadt. Die Banalität einer einwöchigen Buchmesse scheint das gesamte Jahr zu prägen. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 64)

Non/Konformismus

  • "Ich mag Sie, Sir, weil Sie entschlossen zu sein scheinen, auf Ihre eigene Weise zum Teufel zu gehen." (William Makepeace Thackeray: Die Memoiren des Barry Lyndon)
  • Es wiederholt sich und bleibt sich vieles gleich in der Welt, was an und für sich den Eindruck der individuellesten Originalität macht. (Wilhelm Raabe: Alte Nester)
  • Ein Einsamgeher aus anarchischer Veranlagung. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Kraft litt. Wie immer, wenn er das, was ihm wichtig war, mit zu vielen teilen musste. (Jonas Lüscher: Kraft)
  • ...verschmachtete nach wohlwollender Gesellschaft, die ja das beste Schlafmittel für jede Art von Selbsterkenntnis ist. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)
  • Es ist beinahe logisch, dass ein geheimnisvolles Weltschicksal, das überall die Freien, Überragenden und Unbekümmerten zur automatischen Masse einebnen will, gerade den wenigen Selbstherrlichen als seinen Todfeinden auflauert. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)
  • Den größten Außenseiter mit zu quälen, war die einfachste Art, zu sein wie die anderen, und das war mein brennendster Wunsch. (Matthias Brandt: Raumpatrouille. Geschichten)
  • Neigungen zur Revolte gab es bei mir zwar immer, dank eines überzogenen Gerechtigkeitsgefühls, das sich (...) in einer zickigen Widerständigkeit niederschlug. In jeden Dazugehörigkeitswillen mischte sich immer auch ein biestiges Andersseinwollen. (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • Es gibt so etwas wie den speziellen Atem einer Zeit. (...) Meistens begreift man erst spät, wie stark man diesen Atem mitgeatmet hat, obwohl man meint, sich dem verweigert und jede Menge anderen Sauerstoff bezogen zu haben, etwa den der Literatur. (Friedrich Christian Delius: Als die Bücher noch geholfen haben. Biografische Skizzen)
  • Die Konsumgesellschaft braucht Leute im Zustand ständiger materieller Erregtheit, allerdings nicht so stark, daß die erregten Menschen die Eigentumsrechte anderer verletzen. (John Updike: S.)
  • Im November 1938 wird meine Mutter längst den bekannten Grundsatz politischer Arithmetik begriffen haben, nach dem drei gutorganisierte und zu allem entschlossene Faschisten plus zehn Unpolitische und Indifferente, die geflissentlich zur Seite schauen, wenn Unrecht geschieht, in der Summe dreizehn Faschisten ergeben. (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)
  • Ich gehöre aber nicht zu denen, die sich damit trösten, dass andere das Glück auch nicht finden. (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)
  • Es ist bequemer, sich ein für allemal irgendwo einzunisten und zu sagen: so, ich bin angekommen, und da bleibe ich. Aber das zu tun, bedeutet sich der Sünde der geistigen Trägheit schuldig machen und sich vom wirklichen Leben abschneiden. (Luise Rinser: Kriegsspielzeug. Tagebuch 1972-1978)
  • Überhaupt halten wir viele Handlungen für Torheiten, weil sie ungewöhnlich sind. Mancher Tor würde den Namen eines Weisen erhalten, wenn er mehrere hätte, die ihm gleich wären, und wenn er Schwäche genug hätte, seine eignen Torheiten gegen die kanonisierten Torheiten der andern zu verwechseln. (Jean Paul: Tagebuch meiner Arbeiten, August 1781)
  • Ich frage mich oft, in welchem Jahr der Kleinbürger in mir vollendet war, in welchem Alter ich gelernt hatte, gehorsam und tüchtig zu sein. Als ich zehn war? Als ich fünf war? In welchem Alter die Tüchtigkeit, ich meine, das Bedürfnis, im Wertsystem der anderen etwas darzustellen, entstanden ist. (Lars Gustafsson: Sigismund. Aus den Erinnerungen eines polnischen Barockfürsten)
  • Ich kann die Musiker um des allen nur lieben, und da überhaupt ihr Reich nicht von dieser Welt ist, erscheinen sie, wie Bürger einer unbekannten fernen Stadt, in ihrem äußeren Tun und Treiben seltsam, ja lächerlich, denn Hans lacht den Peter aus, weil er die Gabel in der linken Hand hält, da er, Hans, seine Lebetage hindurch sie in der rechten Hand gehalten. (E.T.A. Hoffmann: Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza)
  • An jedem Ort gibt es verschiedene Arten loser Partikel, die von der konformen Menge abspringen und herumtreiben. Sie erfinden sich Wechsel und Schlupfwinkel, Futter- und Vergnügungsplätze, die manchmal auf ingeniöse Weise die Brutstätten des saturierten Betriebs durchsetzen. (Gerhard Amanshauser: Schloß mit späten Gästen)
  • "Wenn alle wüßten, was mir durch den Kopf geht", sagte er sich, "so würde man mich, glaube ich, für verrückt halten, für einen von den richtigen Verrückten, denen die Arme gefesselt werden; aber man zeige mir doch einen in allen Augenblicken seines Lebens völlig vernünftigen Menschen: vielleicht würde gerade der eingesperrt werden." (Julien Green: Jeder Mensch in seiner Nacht ab)
  • Man läßt mich jetzt, duldet meine Entfernung, als Grille, verlangt nichts weiter, als daß ich mich grillenhaft zeige, von Zeit zu Zeit. Doch zu Verstellung und Entgegenkommen fehlt mir ein für allemal die Lust. Ich fühle zu nichts Neigung, was die Welt behauptet. Ihre Forderungen, ihre Gesetze und Zwecke kommen mir allesamt so verkehrt vor. (Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends)
  • In einer wankelmütigen Welt konnte das Beharren auf Fehlern sich als realitätsbildend herausstellen. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)
  • Wenigstens Einzelne müssen sich der Beschleunigung des Ganzen verweigern. (Stephan Thome: Fliehkräfte)
  • ... ist an dieser Eintönigkeit vor allem die inselhafte Abgeschiedenheit schuld und ein Übermaß an Muße und Routine; denn wer einmal ins Heer eingetreten ist, braucht fortan in allem nur noch seinem Vordermann nachzueifern. (Carson McCullers: Spiegelbild im goldnen Auge)
  • Denn er gehörte zu jenen von Konventionen geprägten Typen, die die Konvention - sobald sie erst einmal durchbrochen ist - in winzige Stücke zertrümmern. (Edward Morgan Forster: Der lilafarbene Brief. Erzählungen)
  • Früher bedeutete "fada" "von guten Geistern heimgesucht", heute heißt es "reif für die Gummizelle". Anstatt denjenigen zu respektieren, der euch überragt, steckt ihr ihn in die Zwangsjacke! Ah, ihr seid wahrlich nett anzusehen, ihr Rädchen im Getriebe! Kleingeister! Wenn ihr den Mond aufgehen seht, fragt ihr euch wie die Kröten, ob er wohl eßbar ist! (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)
  • "Es ist widerlich, dass sich nur die ganz gemeine Mittelklassenbravheit lohnt."
  • Die Mittelmäßigenseuche, die sich ausbreitet. (Thomas Bernhard: In der Höhe)
  • Kann das Scheitern in einer verdorbenen Gesellschaft nicht Hinweis auf eine höhere Berufung sein?
  • Jetzt also begann die Feindschaft derer, die in Reih und Glied stehen. Oh! Sie kannte das, wenn die Worte den Ton einer Türe annehmen, die höflich vor uns geschlossen wird. (Eduard Graf von Keyserling: Beate und Mareile)
  • Das Prozent der Weltbevölkerung, das sich für Kunst interessiert, will Bekanntes wiederfinden. Den vertrauten Strich, den erprobten Ansatz, die Sicherheit, in der sich die Kulturgemeinschaft erkennen kann. (Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben)
  • In einem unsinnigen Reflex anerzogener Bescheidenheit gab ich mich mit dem Vorhandenen völlig zufrieden. (Helmut Krausser: Eros, S. 14)
  • Er hatte die Chance verpaßt, normal zu sein. (Pat Barker: Niemandsland)
  • ... gehöre ich zu der Sorte Anarchisten, die beim Überqueren der Straße lustvoll abwartet, bis die Ampel auf Rot schaltet. (Dietmar Grieser: Alle Wege führen nach Wien. Abenteuer eines Literaturtouristen)
  • Das Innere war das Wesentliche, und die Aufgabe des echten Anarchisten hieß: Sein Äußeres nach dem Gesetz des innersten Dranges zu formen, in größter Freiheit, uneingeschränkt und möglichst unberührt von der "Kultur". (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene)
  • Ich stoße keine Urschreie aus, aber immer wieder brumme oder raune ich vor mich hin. Die Kultur hat uns ja leider um so viele Möglichkeiten der Entlastung gebracht. Und man muß sich vorsehen, nicht gleich für verrückt angesehen zu werden. (Alois Brandstetter: Die Burg)
  • Wer nicht schon sehr früh einen Großteil seiner Energie allein darauf verwende, sich gegen den Massenwahnsinn zu stemmen, sei unweigerlich dem Stumpfsinn anheimgefallen. (Thomas Bernhard: Die Billigesser)

Dicher über Dichter

  • ... wie Friederike Mayröcker schreibt (im besten Buch, das ich jemals gelesen habe)... Es gibt mehrere dieser besten Bücher (...) Diese Bücher würde ich am liebsten ganz komplett nachdrucken... ... Frau Mayröcker, die ich, sehenden Auges in die immer gleiche uralte Falle aller Leser tappend, blindlings liebe, in diesem Buch liebe, also ihre Sprache liebe... (Annette Pehnt: Briefe an Charley)
  • Mit seinem literarischen Schaffen konnte er [Cechov] ins Herz der russischen Gesellschaft vordringen und zugleich Abstand wahren, da er zu politischen Fragen nicht Stellung bezog und Dinge schrieb, die die Menschen nicht erwarteten, vor allem Kurzgeschichten, vorzugsweise sehr kurze, wodurch er sich der hinderlichen Verpflichtung entzog, den großen russischen Roman zu verfassen. (Tim Parks: Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen)
  • „Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Am Abend hatte ich zehn Verse gemacht und eine Flasche Schnaps getrunken; sie hatte einen Liter Milch getrunken und ein halbes Buch geschrieben.“ (Alfred de Musset über George Sand)
  • Auf jeden Fall hatte Hemingway etwas angefangen mit seinem Leben, statt nur auf Partys zu gehen und über seine Gesundheit zu klagen. Er war ein Mann der Tat gewesen, der Großwild gejagt und große Fische gefangen hatte und ins Flugzeug gestiegen war, sobald irgendwo auf der Welt ein Krieg ausbrach, was ihn freilich in den Neunzehnhundertdreißigerjahren ganz schön in Atem gehalten hatte. (Edward St Aubyn: Der beste Roman des Jahres)
  • Wenn Nabokov mit dem Zauberstab seines spitzen Bleistiftes einzelne Dinge beschrieb, erweckte er sie zum Leben. Das war das Göttliche an seiner Prosa, daß sie allen, selbst unbelebten, Dingen einen Atem einhauchte. Es war der Blick eines verwöhnten Kindes auf die Welt, das staunend seine im Kreis fahrende englische Spielzeugeisenbahn betrachtete oder sich aus dem bunten Blumenmuster der Tapete einen Urwald zusammenzauberte. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)
  • ... Robert Walser, der nur glücklich war, wenn er so schnell ging, daß das Denken aufhörte. (Urs Widmer: Liebesnacht)
  • Denn ER [Nietzsche] hatte die Himmel geleert, hatte einen schon lange an seiner Ausgedachtheit leidenden Gott getötet und dem verwaisten Menschen dessen Krone aufgesetzt. (Helmut Krausser: Nicht ganz schlechte Menschen)
  • Danke für die Uebersendung der Mayerschen Kommentare ["Zur deutschen Literatur der Zeit"]. Die Typographie wirkt solide und appetitlich, wenn ich das sagen darf. (Uwe Johnson an Fritz J Raddatz, 21.3.1967)
  • ... daß ich hier mit krachender Haut an meinem handlungsstarken Lyrikband zu sitzen habe. (Uwe Johnson an Fritz J Raddatz, 30.6.1967)
  • Bei der Aussicht, Sie und Marianne wieder zu sehen, melde ich gehorsamst das Auftreten einiger Vorfreude. (Uwe Johnson an Max Frisch, 10.8.1971)
  • Das Vergleichwort Mafia für Praktiken innerhalb der Gruppe 47 erledigt sich durch mangelnde Kenntnis der Mafia. (Uwe Johnson an Fritz J. Raddatz, 17.2.1977)
  • Selbst ein Korb von Ihnen ist mir noch angenehm, Sie entwickeln offenbar meine masochistischen Instinkte. (Fritz J. Raddatz ab Uwe Johnson, 22.4.1977)
  • "Ohnehin stehe ich zu meinem Unglück im Rufe der Arroganz". (Uwe Johnson an Max Frisch, 9.1.1971)
  • [Ezra Pound] 'How to Read' würde ich jedem normal intelligenten Jugendlichen ab zwölf Jahren in die Hand drücken. Mag sein, daß Ezra zuweilen ein allzu dichterischer Dichter ist... (Robert Mcalmon: Der alte Lehrmeister)
  • Joyce hält nichts von Leuten, die ihn nicht lesen, da er angeblich zu schwer zu verstehen sei. In seinen Jugendjahren wollte er Ibsen lesen - und zwar so sehr, daß er Norwegisch lernte, um ihn im Original lesen können. Er sieht keinen Grund, warum er es seinen Lesern einfacher machen sollte. (Margaret Anderson: "In meinen Büchern räche ich mich")
  • [Ulysses] Nora ist eine jener Frauen, der ein Mann in ewiger Liebe verfällt und ihr eines Tages an die Gurgel möchte. (Margaret Anderson: "In meinen Büchern räche ich mich")
  • [Ulysses] Das Buch 'ist' langweilig. Man muß schon unheimlich an Lust und Literatur interessiert und einer dieser schwachsinnigen Superintelektuellen sein, um sich da durchzubeißen. (Robert Mcalmon: Mollys ungeordneter Monolog)
  • Nichts, dachte ich in den letzten Jahren manchmal, quälte ihn so wie die Zwangsvorstellung, er könne ein unterstützungsbedürftiges Talent, ein Genie gar, übersehen, so daß es verlorengehn, verderben könnte. Ob in diesem Land Dichter nachwuchsen; ob es eine Literatur geben wird, die diesen Namen verdient - das war seine ureigene Sorge und Bekümmernis. (Christa Wolf an Franz Fühmann, 27.6.1979)
  • Einer von den Zwanzig, für die ich mich mit der ganzen Welt prügeln würde: Jean Paul! (Arno Schmidt)
  • Womit wir zwangsläufig bei Wielands literarischer Bedeutung angelangt wären. Aber unterscheiden Sie dabei bitte ganz scharf: was hat er seiner Zeit bedeutet. Und,: was kann er uns heute noch sein. Zwei ganz verschiedene Dinge, die dem Liebehaber gern durcheinander geraten. (Arno Schmidt: Nichts ist mir zu klein. Funk=Essays Bd.1)
  • Ich lese gerade Kafkas Briefe an Milena. Ach, mein Gott, kann ein Mensch verletzlich sein. So ohne Haut leben müssen, und nicht nur für Wochen, sondern immer, sogar in steigendem Maße! (Christa Wolf, in: Reimann/Wolf: Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen. 1964-1973)
  • [Walentin Petrowitsch Katajew] - Die große Entdeckung. Der "Heilige Brunnen" ist ja nun erschienen. Hast Du in der Sowjetliteratur das "Kraut des Vergessens" gelesen? Da maschiert einer mit 70 Jahren schnurstracks in die Weltliteratur! (Brigitte Reimann, in: Reimann/Wolf: Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen. 1964-1973)


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