Arno-Schmidt-Splitter [<<] 

Von und über Arno Schmidt


Arno Schmidt im Netz
Allgemeine Arno-Schmidt-Zitate
Bibliomane Arno-Schmidt-Zitate
Gräkosemitisch
Ein Zirkel von Torheiten und Mißbräuchen
Sprit & Genius
Sonntagsskat
Werkausgaben
Leseberechnung
Edward Bulwer-Lytton
Im Antiquariat
Unruhige Lektüre
Lexikalisches Zuarbeiten
Kunst fürs Volk?
Untergangsszenario
Weniger ist mehr
Empfehlungen eines Vorlesers
Zwei Klassen Bücher


Gräkosemitisch

Wieso ?! : Bitte sehr : "Sind Eure Heiligen und Engel nich ebenso Minister mit eigenen Ressorts ? : wir beobachten eben die Regierungsbildung ! Einer allein (Gott, oder wie Ihr das Dings nennt) kann halt doch nicht überall zugleich sein : deswegen verwalten seine höheren Beamten Feuer und Zahnschmerzen, Mondschein und Artillerie. Welche Unverfrorenheit der Christianer, frech und gottesfürchtig, von ihrer krausen und knolligen Mythologie zu behaupten, sie sei etwas ganz Neues, oder Anderes, als die der alten Völker ! : anstatt des antiken Namenskrimskrams kriegen die Leute lediglich einen gräkosemitischen eingepaukt ! : Siehst DU einen anderen als phonetischen Unterschied, ob ich bei Bauchweh Sankt Erasmus anrufe oder Hera? Ich nich!!" (Arno Schmidt: Kosmas oder Vom Berge des Nordens)


Sprit & Genius

Der Begriff "exzessives Trinkverhalten" wird von unbelesenen Drogenforschern oft naiv verwendet. Arno Schmidt, der sich der Trockenheit in Bargfeld mit eruptiver Konsequenz erwehrte, inkriminierte in "Zettels Traum" auch deren ökonomische Hintergründe: "Wer von 'Entgleisungen' & 'fundamentalen Anzeichen eines geistigen Notstandes' dozieren möchte: der spinnt! Und hat keine Ahnung von den Höheren Alkoholvergiftungen : POE hat seine Dipsomanie doch recht=ordentlich in Literatur umgesetzt:? Also 'natürlich !' trank er; (Bekannte haben's geschildert, wenn er wieder nach Fusel roch - es kann nicht Jeder nach Rüdesheimer duften! Ja ich möchte fast des Satz aufstellen): Je größer der Genius, desto billiger der Sprit den Er sich leisten kann - Saufen ist normal !" (Michael Krüger; Faude, Ekkehard: Literatur & Alkohol. Zur Konvergenz von Flüssigkeitsbedarf und exzessivem Buchstabenverbrauch, S. 47)


Sonntagsskat

"Sonntax geht er ins Gasthaus. Allwo er mit, vom langen Gebrauch eiförmich gewordenen, Schpielkartn Schkaat betreibt; wenn nicht gar das, mit Recht so genannte, 'Schaaf=Kopp'. Trinkt auch dazu den guten Doppelkorn; beziehunxweise, wenn er wieder 1 Flüchtlink erfolkreich über's Ohr gehauen hat, 1 weenijer ...". ("'Ratzeputz' -" murmelte hier mein Glück; ich hatte sie, anläßlich der Her=Reise, kurz hinter Adelheidsdorf, jenen ingwer=reichen Haidelikör gelehrt. Aber) : "Nee nee, Hertha. Der iss dem richtijen Bauern viel zu teuer : Der iss doch nich verrückt ! Den überläßt er dem prahlenden Dorf=Trunkenbolt. Oder trinkt ihn höchstens, wenn der reiche Willen=Besitzer aus Bremen sich ma unter's Volk mischt, und ne Runde ausgiebt. 'Da sauft, Ihr Schweine !'; er=selbst ermattet, von der (gepachteten) Jagd beschtaupt. -: Neenee Du !" "Er also betreibt dort seinen Denk= Schbort, nach Altenburger oder Schtralsunder Vorlagn ..." : ? " : Die Schpielkartn=Fabriekn : Herzchen mach bitte mit." / "Wankt dann, obwohl nicht nennenswert schwereren Tritz als sonst, nach Hause. Drischt dort, 'Trautes Heim', die 4 erreichbaren, als dooweren, von seinen 11 Blondköpfm. Geht in den Schtall, und kickt unterweex die schwangere Hauskatze 10 Meter weit : wenn se Schwein hat, überleebt se's; wenn nich, dann 'Es lebe das Kristntum !'. Schlägt noch dem Feerd, das unruhich um sich kuckt, rasch 1 Auge aus......" "Hertha=nein ! : Ich schpreche keine Sattiere : ich hab's wort=wörtlich erlebt ! Ich : Moa=Mäme. ich habe 1 Jahrzehnt meines unschätzbaren Lebens 'beim Bauern' wohnen müssen. - So wahr ich zu 90% vom Brot lebe; meist an Deiner Seite im Schtehen genossen." : "Dann schtellt er sich, geducktn Hauptz, neben sein' Tracktorr; und knurrt in dieslijem Wohlgefallen: 4=Tackt : 4=Tackt. - Macht selbst etwas Mist. -: Schreitet dann, Septembers, 'zur Urne'; und wählt so weit 'Rechz' wie möglich - worauf ihm dann, am nächstn Tage, die 'Heimatzeitung' seine 'politische Reife' bescheinicht. (Arno Schmidt: Kaff auch Mare Crisium, S. 179f.)


Ende 20

Ende Zwanzig und schon volle Glatze; dazu jenes fatale Benehmen, wie es stets die Offiziere aller Zeiten ausgezeichnet hat. Pfui Bock. Worte, Worte; blöd, blöd : außerdem Einer von Denen, die schon mit 20 Jahren "aus Gesundheitsrücksichten" nicht rauchen oder trinken (Viele davon wandern dann sonntags seppelhosig und halsfrei nicht unter 60 km, und schätzen Holzschalen und Bauernblumen in primitiven Vasen; der hier tanzte; "leidenschaftlich", wie ihm zu sagen beliebte : Du hast ne Ahnung von Leidenschaft! (Arno Schmidt: Brand's Haide)


Kunst

Es ist ja geradezu wie ein Fluch, daß unsere Bildhauer und Maler (in wohlberechnender Spekulation auf die Lüsternheit des Publikums) nur noch nackte Weiber zurechtschmieren und -hacken. Und ihren Produkten dann Namen geben wie "Mittag" (wenn sie besonders fett und schläfrig geraten ist), oder "Schwermut", oder sie machen eine "Kniende" und "Sinnende", gerade als wenn man diese Tätigkeiten nur noch im unbekleideten Zustande auszuüben vermöchte. (Arno Schmidt: Enthymesis oder W.I.E.H.)


Schmidt & Alkohol

"Der Begriff 'exzessives Trinkverhalten' wird von unbelesenen Drogenforschern oft naiv verwendet. Arno Schmidt, der sich der Trockenheit in Bargfeld mit eruptiver Konsequenz erwehrte, ... (Michael Krüger; Faude, Ekkehard: Literatur Alkohol. Zur Konvergenz von Flüssigkeitsbedarf und exzessivem Buchstabenverbrauch)


Mondbibliothek

Georg Klein schreibt in Der Eros der nahen Ferne über Arno Schmidts Mondroman Kaff auch Mare Crisium. Bibliomanisch interessant daran die Mondbibliothek, die das "lunare Alter ego" des Protagonisten Karl Richter, der Amerikaner Charles Hampden, pflegt. Sie "besteht zwar aus stolzen 859 Büchern, allerdings sind 843 Bände Exemplare der Bibel, die einst von borniert-bigotten Raumfahrern mit auf die Reise genommen wurden." Die Kolonie auf dem Mond muß mit knapp gewordenen Schreibmaterialen haushalten, versucht u.a. die Papierherstellung aus Bimsstein. Man plant eine Reise zum Mars. "Die Literatur ahnt, wo dies alles enden wird! Mit etwas Glück jedoch enthält eine zukünftige Mars-Bibliothek neben den wohl unvermeidlichen 800 Bibeln zumindest ein Exemplar dieses grossen Mondromans, der über der Melancholie, in die alle unsere Weltraumvorstösse münden müssen, das 'Wortall' des Erzählens, den Sternenhimmel der Sprache aufspannt", resümiert Georg Klein.


Interview mit Walter Kempowski

Weltwoche: Fühlen Sie sich Arno Schmidt nahe? -- Walter Kempowski: Ja, ich bin nur viel dümmer, als er es je war. Wir haben uns beide gegen die Verherrlichung des Sozialismus gestellt. Er war natürlich gegen die überkandidelte deutsche Intelligenzija, aber er hat immer die Kirche im Dorf gelassen. Seine Armut, dass er immer weitergemacht hat, beeindruckte mich, ich lese seine frühen Sachen und was er an Lektüre empfiehlt. Meine Frau liest gerade Herder, von einem Feature von Schmidt angeregt. Wielands Schriften haben die Deutschen verbrannt und als Fidibus benutzt – ist das ein Volk? Ich muss aber sagen, wenn es heute TV-Journalisten gibt, die vor laufender Kamera Bücher in den Papierkorb werfen, die ihnen nicht gefallen, das verurteile ich auch. (Quelle)


Grenzen der Achtung

"Hittler war ooch der 'Überzeugunk', my Dear, daß die Judn oder Slaawn minderwertije Geschöpfe seien. Und hat se - immer aus 'Überzeugunk', gelt ja ? ! - milljohn'weise weck geputzt. - : 'Überzeugunk' iss so ziemlich die elendste Begründung, mit der Eener antantzen kann; höchstns 'Glaube' geht noch drüber : hier liegt zum Beischpiel einer der Fehler der beliebtn Argumentatztjohn, 'daß ich Überzeugunk & Glaubm meines Nächstn achtn & ehren solle' (Arno Schmidt: Kaff auch Mare Crisium, S. 113)


Arno Schmidt? - Allerdings!

Selbst ist der Dichtersmann: Mit der Ausstellung Arno Schmidt? - Allerdings! widmet sich das Marbacher Schiller-Nationalmuseum den unorthodoxen Schreibweisen und einem eher durchschnittlichen Leben eines Autors, der zugleich der Tradition des 18. Jahrhunderts wie den Avantgardisten seiner Zeit verpflichtetet war. Die Ausstellung präsentiert Manuskripte und Fotografien, dazu persönliche Gegenstände und die bekannten Zettelkästen.


Ehe

"Och. Er hadde auch seine gudn Seidn." sagte sie, (unangenehm gefaßt. - Frage : sind alle Frauen nach dem Tode ihrer, angeblich einst=geliebt, Männer so? Hertha, das Höllenkind, nickte gleich : nix Witwenverbrennunk !). - "Aber, immerhin : nach fümmunndreißich Jaa'n Ehe, mien Schung ..."; (und wiegte unverbindlich den mächtigen Kopf). (Arno Schmidt: Kaff auch Mare Crisium, S. 46)


2. Supplementband erschienen

Neues aus Bargfeld (mp3): Der zweite Band der Supplemente ist erschienen. Während Teil 1 Fragmente. Prosa, Dialoge, Essays, Autobiografisches enthält, gibt es in Teil 2 Lesungen, Interviews, Umfragen. Über diesen heißt es: "Arno Schmidts ablehnende Haltung den Medien gegenüber ist Teil seiner Legende – daß sie korrigiert werden muß, zeigt diese Edition. Sie präsentiert (auf DVD) drei Fernseh-Interviews, in denen Schmidt vor allem seine Schreibtechnik und sein Verhältnis zu Karl May erläutert; sie bietet über fünf Stunden Tonmaterial, auf dem Schmidt als brillanter Vorleser seiner Erzählungen und Essays zu hören ist; außerdem, wie er zwei Stunden lang in einem Radiovortrag unterhaltsam über sein Hauptwerk Zettel’s Traum plaudert; private Mitschnitte zweier Gespräche des Ehepaars Schmidt mit dem Spiegel- Redakteur Gunnar Ortlepp vermitteln Eindrücke von der häuslichen Atmosphäre im Bargfelder Refugium; ein Ergänzungsband versammelt alle Zeitungsinterviews und Umfragen sowie die Abschriften der Fernseh- und Rundfunkinterviews. Diese Medien-Edition zeigt ausführlich, wie sich der 'Solipsist in der Heide' in der Öffentlichkeit dargestellt wissen wollte."


Der Körper

"Was ist der Körper?, wenn nicht ein Pferd, das im Finstern den trunkenen Reiter durch den Wald der Welt befördert; eine Vorrichtung für den denkenden Kopf, die den Abstand zum Erdboden hält? - Sollte ich mich irren, so irre ich mich ja wohl in bester Gesellschaft!" (Arno Schmidt: Die Abenteuer der Sylvesternacht)


Wirt & Wirtin

"Kann ich bei Ihn'n noch 1 Zimmer für die Nacht haben ?!"; ich, vornehm & unzufrieden; (immerhin bedeutete das 'noch', da er unsicher genug geworden schien, ein probeweis'=erstes Einlenken : wie wenn ich ihm 500 Gastzimmer zutraute, und sie=alle überbelegt). - "Moment-" sagte er, jetzt achtungsvoll; nahm die pRatzen vom Tisch, drehte Kopf plus Schultern um 90°, und brüllte die dritte Tür des Raumes an : "Oll=sche!". [...] Aber jene angeschriene Tür - tendierte die Farbe nich eig'ntlich auch wieder verdammt in Richtung Leinöl ? - schickte sich zum Aufgehen an-: eine recht junge Frau noch. Nach seinem oxygen Gebrälle hatte ich mehr auf eine Zweizentnerramme als Haus-Majestät getippt; mit eisengrauen Schnauzbärten, und dem Hintern einer Ritt=Meisterin. (Arno Schmidt: Caliban über Setebos)


Private Ordnung

Man lebte, wie Genien zu leben pflegen: das heißt, gemäß einer Tagesordnung von geradezu unsinnigem Pedantismus. - Der echte Künstler hat nämlich, von Berufswegen, in seiner Arbeit, 'dienstlich' so viel mit dem Chaos zu tun, daß er es sich gar nicht leisten kann, auch im häuslichen Leben noch Boheme zu spielen - wie der Nicht=Künstler sich das meistens vorstellt. (Arno Schmidt: Siebzehn sind zuviel! Funk- Essays 3, S. 148f.)


Dramatische Lesungen

Charles Dickens hat sich einen Spaß daraus gemacht, bei seinem Publikum durch besonders eindrückliche Lesungen Angstanfälle auszulösen. Je mehr, desto besser. Das vorausgeschickt, um ein Originalzitat verstehen zu können, das Arno Schmidt in seinem Funk=Essay "Tom all alone's" anbringt und Dickens sagen läßt: "C. (lustvoll=widerlich): Heute habe ich den bisher besten 'Mord' geleistet! Wir hatten in Clifton eine förmliche Kettenreaktion von Ohnmachten, und dabei hatten wir das Lokal noch nicht einmal sonderlich überheizt - ich glaube, man hat im Ganzen zwischen 20 und 30 Damen, steif & verkrampft, aus dem Saal tragen müssen: ich bekam allmählich fast Lust zum Lachen!" (in: Siebzehn sind zuviel! Funk- Essays 3, S. 129)


Autobiografien

Auch bei diesen pseudo=Autobiografien braucht der Dichter - ähnlich wie beim dubiosen 'Reiseroman' - wiederum keinen 'Plan'; ein bildender Künstler würde sagen: keine 'Anatomie'. / Die Mühe der kunstvollen Erfindung ist ihm wieder abgenommen; wieder kann er, anstatt einer Bildsäule, einen Haufen interessanter Gesteinsproben liefern: ein Mineralienkabinett kann furchtbar nett sein - Insekten in Bernstein; Fischabdrücke aus dem Kupferschiefer; Feuersteine äugeln gekonnt - aber mit 'Kunstwerk' hat das ebensowenig zu tun, wie eine Briefmarkensammlung mit einer Gemäldegalerie. (Arno Schmidt: Siebzehn sind zuviel! Funk- Essays 3, S. 111)


Sichtweisen

Und da hab'ich gerade vor ein paar Tagen bei Turgenjeff gelesen: 'Die Urteile von Ausländern sind wertvoll: sie sind nicht patriotisch beeinflußt'. - Denk an die Nazi= Zeit! Chauvinistisch von innen gesehen?: ein strahlendes HerrenVolk; führend in Kultur & überhaupt allem! - Von außen betrachtet?: eine Horde Irrsinniger FolterKnechte; auf einem förmlichen Wettrennen in finsterste Barbarei begriffen! (Arno Schmidt: Siebzehn sind zuviel! Funk- Essays 3, S. 73)


Edward Bulwer-Lytton

Von Kindheit an ist der kleine Edward (Bulwer-Lytton)- übrigens der jüngste von 3 Brüdern; von denen 1 auch noch Lord wurde, und ebenfalls Bücher geschrieben hat, allerdings nur politische militärische - Edward also ist zum BuchMenschen prädestiniert; seine erste Erinnerung=überhaupt ist 'Opas Haus': 'es schwebt mir noch vor, wie ein verworrener Eindruck von endlosen Buchnissen - Bücher geistern vor mir, in jeglichem Zimmer, das ich betrat - ich glaube, selbst die Korridore und TreppenAbsätze waren damit tapeziert.' Und auch die Folge bleibt nicht aus: 'Ich muß lesen gekonnt haben, und zwar fließend, in einem ganz ungewöhnlich zarten Alter; kann ich mich doch keiner Epoche meines Lebens entsinnen, wo es mir nicht geläufig=selbstverständlich gewesen wäre. Wo immer mir ein englisch geschriebenes Buch aufstieß, gleichviel wie trocken es war, oder meine Fassungskraft übersteigend -: dennoch starrte ich hinein wie gebannt; und brütete darüber; und las mehr davon, und staunte'; diese Neigung zu ausdauerndster und vielseitigster Lektüre blieb ihm sein ganzes Leben. Auch das schicksalhaft: der erste Band, der ihn ihm ganze Reigen von KinderTräumungen weckt, ist eine umfangreiche 'Englische Geschichte'; und historische Studien sind denn auch eine seiner Steckenpferde geblieben. (Arno Schmidt: Siebzehn sind zuviel! Funk- Essays 3, S. 48f.)


Klarheit gefordert

Ist denn so was möglich? Also wenn ich etwas hassen könnte, dann wären das derlei TextFoppereien! Daß die Realität, um uns herum, wackelt?: schlimm genug. Aber daß nun auch noch die Herren TraumBildner sich da zu variieren=vexieren herausnehmen dürfen! Neulich hab ich doch tatsächlich ein Theaterstück mit 2 Schlüssen gesehen: 'such Dir einen aus'! Das find'ich hahnebüchen: diese ElfenbeinthurmSitzer sollen gefälligst nich ihre Faulheit an uns auslassen. (Arno Schmidt: Siebzehn sind zuviel! Funk- Essays 3, S. 71f.)


Puten bei Arno Schmidt

10.000 Puten sollen in einer Intensivmastanlage in Bargfeld eine neue Heimat finden. Diese läge nur unweit des Arno-Schmidt-Hauses, einer literarischen Gedenkstätte. Puten in großen Mengen riechen nicht wohl. Schweine ebenso. Und weil deswegen der böse Nachbar immer wieder vor Gericht zieht, haben die hohen Richter der Republik eine ausgefeilte "Schweinemäster- Rechtsprechung" entwickelt, die für alle stinkenden Fälle herhalten muss. Wann kann von einer Geruchsbelästigung gesprochen werden? Der Bundesgerichtshof und das Bundesverwaltungsgericht halten dies zunächst einmal für eine "Tatfrage": Die Feststellungen müssten auf einer "sachverständigen Beurteilung nach der VDI-Richtlinie 3471 - Emissionsminderung Tierhaltung/Schwein - und der Schilderung von Zeugen sowie auf einer Ortsbesichtigung" beruhen. Dabei seien "atmosphärische Besonderheiten zur Häufigkeit bestimmter Windrichtungen und von Windstille" und das Anwenden von "Flüssigmistverfahren, das besonders unangenehme, ja Ekel erregende Gerüche bedinge" nicht unwesentlich. Daneben empfehle es sich aber, in die Rolle eines "verständigen Durchschnittsmenschen" zu schlüpfen. Denn mit der Mast verbundene Gerüche seien "unter Berücksichtigung der in einem ländlichen Dorfgebiet bestehenden Vorbelastung entweder erheblich oder nicht". Haben wir es aber bei Literaturfreunden wirklich mit "Durchschnittsmenschen" zu tun? Schließlich gehört das Naserümpfen zu ihrer vornehmsten Aufgabe. Die Rechtssprechung wird sich weiter entwickeln müssen.


Ein Zirkel von Torheiten und Mißbräuchen

Begründung ? : "Lisa !!" : "Rufen Sie sich doch das Bild der Menschheit zurück ! Kultur !? : ein Kulturträger war jeder Tausendste; ein Kulturerzeuger jeder Hunderttausendste ! : Moralität ? : Hahahah ! : Sehe jeder in sein Gewissen und sage er sei nicht längst hängensreif !" Sie nickte, sofort überzeugt. "Boxen, Fußball, Toto : da rannten die Beine ! - In Waffen ganz groß !" - "Was waren die Ideale eines Jungen : Rennfahrer, General, Sprinterweltmeister. Eines Mädchens : Filmstar, Mode'schöpferin'. Der Männer : Haremsbesitzer und Direktor. Der Frau : Auto, Elektroküche, der Titel 'gnädige Frau'. Der Greise : Staatsmann -" Die Luft ging mir aus.

"Setzten wir den Fall" hob ich wieder die Rede des alten Kalenders an, "es gäbe - in welchen Planeten Sie wollen - eine Art von Geschöpfen, die mit einer so schlechten Anlage in die Welt kämen, daß unter Tausenden kaum Eines, und auch dies nicht anders als durch die sorgfältigste und mühsamste Kultur, unter einem Zusammenstoß der günstigsten Umstände, wovon auch nicht einer fehlen dürfte, zu einem bemerkenswerten Grade von Wert zu bringen wäre : was würden wir von der ganzen Art halten ?!!"

"Die menschliche Gattung ist von der Natur mit Allem versehen, was zum Wahrnehmen, Beobachten, Vergleichen und Unterscheiden der Dinge nötig ist. Sie hat zu diesen Verrichtungen nicht nur das Gegenwärtige unmittelbar vor sich liegen und kann, um weise zu werden, nicht nur ihre eigenen Erfahrungen nützen : auch die Anzahl von scharfsinnigen Menschen, die, wenigstens sehr oft, richtig gesehen haben, liegen zu ihrem Gebrauch offen. Durch diese Erfahrungen und Bemerkungen ist schon längst ausgemacht, nach welchen Naturgesetzen der Mensch - in welcher Art von Gesellschaft und Verfassung er sich befinde - leben und handeln muß, um in seiner Art glücklich zu sein. Durch sie ist Alles, was für die ganze Gattung zu allen Zeiten und unter allen Umständen nützlich oder schädlich ist, unwidersprechlich dargetan; die Regeln, deren Anwendung uns vor Irrtümern und Trugschlüssen sicher stellen können, sind gefunden; wir können mit befriedigender Gewißheit wissen, was schön und häßlich, recht oder unrecht, gut oder böse ist, warum es so ist, und inwieweit es so ist; es ist keine Art von Torheit, Laster und Bosheit zu erdenken, deren Ungereimtheit oder Schädlichkeit nicht schon längst so scharf als irgend ein Lehrsatz im Euklides bewiesen wäre : Und dennoch ! Dessen Allen unerachtet, drehen sich die Menschen seit etlichen tausend Jahren immer in dem nämlichen Zirkel von Torheiten, Irrtümern und Mißbräuchen herum, werden weder durch fremde noch eigene Erfahrung klüger, kurz, werden, wenns hoch in einem Individuum kommt, witziger, scharfsinniger, gelehrter, aber nie weiser."

"Die Menschen nämlich raisonieren gewöhnlich nicht nach den Gesetzen der Vernunft. Im Gegenteil : ihre angeborene und allgemeine Art zu vernünfteln ist diese: von einzelnen Fällen aufs Allgemeine zu schließen, aus flüchtig oder nur von einer Seite wahrgenommenen Begebenheiten irrige Folgerungen herzuleiten, und alle Augenblicke Worte mit Begriffen und Begriffe mit Sachen zu verwechseln. Die Allermeisten - das ist nach dem billigsten Überschlagen 999 unter 1000 - urteilen in den meisten und wichtigsten Vorfallenheiten ihres Lebens nach den ersten sinnlichen Eindrücken, Vorurteilen, Leidenschaften, Grillen, Phantasien, Launen, zufälliger Verknüpfungen der Worte und Vorstellungen in ihrem Gehirne, anscheinenden Ähnlichkeiten und geheimen Eingebungen der Parteilichkeit für sich selbst, um deretwillen sie alle Augenblicke ihren eigenen Esel für ein Pferd, und eines anderen mannes Pferd für einen Esel ansehen. Unter den besagten 999 sind wenigstens 900, die zu all diesem nicht einmal ihre eigenen Organe brauchen, sondern aus unbegreiflicher Trägheit lieber durch fremde Augen falsch sehen, mit fremden Ohren übel hören, durch fremden Unverstand sich zu Narren machen lassen, als dies wenigstens lieber auf eigene Faust tun wollen. Gar nicht von einem beträchtlichen Teil dieser 900 zu reden, die sich angewöhnt haben, von tausend wichtigen Dingen in einem wichtigen Tone zu sprechen, ohne überhaupt zu wissen, was sie sagen, und ohne sich einen Augenblick zu bekümmern, ob sie Sinn oder Unsinn sagen." (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)


Bibliomane Arno-Schmidt-Zitate

  • Das ist einer der erquicklichsten Briefwechsel geworden, der zwischen Herder und Claudius; erquicklich darum, weil darin relativ wenig von Literatur gequatscht wird! Etwas, was Schriftsteller untereinander niemals tun sollten. (Arno Schmidt: Nichts ist mir zu klein. Funk=Essays Bd.1)
  • Wenn es der Menschheit nur bald gelänge, sich zu vernichten. (...) Nun, sie werden's schon schaffen (wenn mir schon so viel einfällt !) Denn alles verkehrt sich ihnen ins Böse. Die Schrift : sie ist bestimmt, ewige Dichtungen oder Weisheit oder Erinnerungen aufzuzeichnen - sie aber schmieren Myriaden von Schundromanen und Hetzschriften. (Arno Schmidt: Enthymesis oder W.I.E.H.)
  • ... die häufig auftretende Werkbesessenheit. Und der in Stunden der Erschöpfung - man vergesse doch ja nie, daß man den Dichter nur in solchen kennen lernt : im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte pflegt er nämlich an Büchern zu arbeiten! (Arno Schmidt: Nichts ist mir zu klein. Funk=Essays Bd.1)
  • Einer von den Zwanzig, für die ich mich mit der ganzen Welt prügeln würde: Jean Paul! (Arno Schmidt)
  • Womit wir zwangsläufig bei Wielands literarischer Bedeutung angelangt wären. Aber unterscheiden Sie dabei bitte ganz scharf: was hat er seiner Zeit bedeutet. Und,: was kann er uns heute noch sein. Zwei ganz verschiedene Dinge, die dem Liebhaber gern durcheinander geraten. (Arno Schmidt: Nichts ist mir zu klein. Funk=Essays Bd.1)
  • Ich finde es überhaupt 'widerlich', vor einem Kunstwerk so viel zu 'wissen'! : diese Sucht hat zu allen Zeiten die Freude an den großen Erscheinungen der Dichtung im Herzen von Millionen und Abermillionen zerstört. (Arno Schmidt: Nichts ist mir zu klein. Funk=Essays Bd.1, S. 49)
  • Dichter : erhälst Du den Beifall des Volkes, so frage Dich : was habe ich schlecht gemacht?! Erhält ihn auch Dein zweites Buch, so wirf die Feder fort : Du kannst nie ein Großer werden. Denn das Volk kennt Kunst nur in Verbindung mit -dünger und -honig.
  • Die Misere verlesen. (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • Drei Buchruinen holte ich aus dem Mantel... (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • Ein greises Brockhauslexikon... (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • Es gibt keine Seligkeit ohne Bücher.
  • Diese Brüder - die Dichter machen letzten Endes mit Einem, was sie wollen; sei es, daß sie Einem die segensreichen Folgen des regelmäßigen Genusses von Sanella vorgaukeln; sei es, daß man nur noch in ihren Formeln, Wortfügungen, Redensarten stottern kann.
  • Hätte doch nur einmal ein Verleger den Mut gehabt, einen Großatlas mit nur physischen Karten herauszubringen ! Die politischen Grenzen änderten sich ja doch alle 10 Jahre !
  • Ich glaube an die Seligmachung durch Dichtung : ich glaube nicht an die Allein=Seligmachung durch 1 bestimmten Schriftsteller!
  • Ich kann einfach nicht aus Wollust lesen, ich muß gerichtet lesen, dienstlich.
  • Jeder Autor hat mehr Incarnationen hinter sich als Wischnu!

Allgemeine Arno-Schmidt-Zitate

  • "Mein lieber Junge -" er stockte und wiegte die breite Stirn : "das ist das Fundament des Lebens : Landschaft; Intellekt; Eros ! - Im Alter rechne noch, getrost und müde, gutes Essen hinzu. (Arno Schmidt: Kosmas oder Vom Berge des Nordens)
  • "Ich ? : das ist, wenn man erst mal 40 war, nur noch ein Sortiment von Schrullen und schlechten Gewohnheiten. (Arno Schmidt: Kosmas oder Vom Berge des Nordens)
  • Der Abend heuchelte ein Dutzend reine Farben zusammen. (Arno Schmidt: Kosmas oder Vom Berge des Nordens)
  • Das muß ein schlechter Kerl sein, der erst durchs Christentum gut wird ! / Wer christliche Schriften liest, hat so viel Zeit verloren, wie er darauf verwendet. / Haben sie immer noch nicht ausreichend nachgewiesen, daß ein Nichtgläubiger auch ein Nichtswürdiger sein müsse?). (Arno Schmidt: Kosmas oder Vom Berge des Nordens)
  • Es übersteigt die Möglichkeiten der menschlichen Kraft, und unserer Gehirnstruktur, beide Bereiche, das innere und das äußere Leben, souverän zu gestalten! (Arno Schmidt: Nichts ist mir zu klein. Funk=Essays Bd.1)
  • Warum kann man andere Menschen nicht an sein Gehirn anschließen, daß sie dieselben Bilder, Erinnerungsbilder, sehen wie man selbst ? (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • Als GOtt die Schweiz schuf, hat ER alle seine Gabm so gans an die Natur verschwendet, daß sie schon nicht mehr schön ist - und für die Menschn=dort ist gleich gar nichts übrig geblieben. (Die Wasserstrasse)
  • 'Dissertationen'? -: Junge=Leute=Arbeiten; zu 9.999 pro Myriade unreifes Zeug! Auch so'ne Sorte Inflation; nur gut zum zusätzlichen Beweis, daß die Welt eine äußerst schiefe Richtung angenommen habe. (Arno Schmidt: Siebzehn sind zuviel! Funk- Essays 3, S. 76)
  • Wie groß das Bedürfnis nach dem längeren Zusammenleben mit ein==demselben Gestaltenkreis ist, haben zu unserer Zeit 'Nesthäkchen' oder Karl May bewiesen - heute tun's die Fernseh=Serien. (Arno Schmidt)
  • "Intellektueller" betrachtete ich als Ehrentitel : es ist nun mal das Auszeichnende am Menschen ! Wenns Alle wären, würden die Schlägereien wenigstens nur mit der Feder ausgetragen, oder mitm Mund. Wär wesentlich besser ! (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • Stattliche Figur, nebenbei, der Dicke, d.h. nach dem Tode gut seine anderthalb Düngerkarren wert. (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • Lebenserfahren : ist einer , der genug kleine Schurkereien kennt. - Abgeschlossener Charakter : hat endlich alle Ideale verlernt. - Gewandtes Auftreten : frech und längst schon hängensreif. (Arno Schmidt: Enthymesis oder W.I.E.H.)
  • Hätte ich von den Göttern 3 Wünsche frei, so wäre einer davon, sofort die Erde von der Menschheit zu befreien. Auch von den Tieren (sind auch schon zu böse). (Arno Schmidt: Enthymesis oder W.I.E.H.)
  • "Es soll mich doch Wunder nehmen," schloß ich wild : "welcher Schtaat der 1. sein wird, der sich dazu aufrafft ; die Erteilung des Wahlrechz vom Beschtehen einer ,gans klein' , Prüfunk abhängich zu machn - bloß so 20 Fragen; aus Geschichte Geografie Wirtschaft Kultur." (Arno Schmidt: Kaff auch Mare Crisium, S. 180)
  • Ich gab dem Ofen verlegenheiz=halber 1 'belegtes Brot' (wie ich es erfindend nannte); und die Damen sahen mir zu : 1 Brikett, zwischen 2 breiten Schtücken Schwartenholz -: gleich fiff er lauter vor sich hin; der Einsame. (Arno Schmidt: Kaff auch Mare Crisium, S. 46)
  • Er griff in einer so schlaffm Art an den diversen Knöppm rum, daß der Motor merkte, wie es Herrchen wieder mal total piepe sei, ob er nu gleich funktionierte oder erst 30 Sekundn später, also tat er's gleich. (Arno Schmidt: Caliban über Setebos)
  • Während unverkennbar 'Der Wirt' in seine Tür trat, (wie man eben nur in eine eigene Tür treten kann) : auf eine unangenehme Art breit; auf dem massiven Haupt die Kappe; in der Hand ein Bund mit (übertrieben großen) Schlüsseln; ganz starker Grundbesitzer. (Arno Schmidt: Caliban über Setebos)
  • 'Intellektueller scheint in jedem Jahrhundert 90 Jahre lang einer mittelschweren Beschimpfung gleichzukommen; wenn man Schwein hat, drückt's während 10 Jahren auch ma ne gewisse Achtung aus. Was man dann 'Weimarer Republik' nennt. (Arno Schmidt: Caliban über Setebos)
  • Ich hatte mit Schlager=& Marsch=Texten jüngst so viel verdient, daß nur ein Buch im Selbstverlag mich noch vorm Finanzamt retten konnte. (Arno Schmidt: Die Abenteuer der Sylvesternacht)
  • "Wir sitzn ma, bei sinkender Dämmerunk, mit'm Bekanntn - mit'mm Auto : ich kann ja nich fahrn" schaltete er bedauernd ein : "ich bin noch aus'n präelecktrischn Zeitn, wo Mann sich noch mit Messern rasierte. (Arno Schmidt: Piporakemes)
  • "Wenn es 1 Gott giebt ? : zumindest hat er die Übersicht verloren. (Arno Schmidt: Kaff auch Mare Crisium, S. 48)
  • Wenn sich arme Papuas und Australneger Schmucknarben beibringen, dann sagt man : die wissens nicht besser ! Aber wenn unsre Studenten sich die ohnehin nur geringe Menschenähnlichkeit atavistisch zerhacken : und dann noch sehr sehr stolz darauf sind... (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • Wer weiß, ob Herrschaften in der vierten Dimension nicht alle 10.000 Jahre ne Zeitraffer-Aufnahme von unserem Weltall machen : da ist die Erde nur ein Plattenfehler! (Arno Schmidt: Brand's Haide)
  • ein Lump von Oberleutnant (...) : den möchte ich jetzt hier haben ! Den leptosomen Lumpen ! Ich schöß ihn in den Bauch, "daß ihm die Kutteln schuhlang herausplatzten" - ist von Schiller, falls Sie den Stil nicht erkennen sollten !) (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Ein Rechtsanwaltsbüro daneben ? Auch das noch ! - Daß dies feile Pack : für Geld sogleich komödiantisch wortreich; gegen Bezahlung voller Gebärden des Rechts; aus Berufsinteresse Schürer und Anstifter aller Händel. (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Sollte der Himmel nicht bloß eine Fiktion des Teufels sein, uns arme Verdammte noch mehr zu quälen ? (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Nur Narren oder etolierter Ästheten sind Abstinenzler : die können nie erlebt haben, wie Schnaps bei völliger körperlicher Erschöpfung Wunder wirkt. Außerdem kann ich Menschen ohne Gelüste nicht ausstehen. (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Wehe dem Manne, der nicht wenigstens 10 Mal in seinem Leben bereut hat, daß er kein Tischler wurde ! Oder der sich beim Anblick eines neuen Nagels der Vorstellung von appetitlich zubereitetem Holz und kleinklobigem Hammer enthalten kann ! (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Der Abend loderte noch still mit breiter schon gedämpfter Glut und silbernen Wolkenflammen (war aber zu faul zum Figurenlesen). (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Ein Mönch in Hab-Acht-Stellung vor Gott. (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • dick werden : die Sünde wider den heiligen Körper ! (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Ich habe immer nur getrunken, um die Bildkraft der Seele zu steigern; dem geschundenen Geist die irdenen Bremsklötze wegzunehmen; die Peripherie des Einheitskreises zu weiten. (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Und speckig bin ich : wenn ich n Bindfaden dreimal auf dem Oberschenkel hin- und herrolle, habe ich garantiert ne Kerze in der Hand. (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Des Menschen Leben : das heißt vierzig Jahre Haken schlagen. Und wenn es hoch kommt (oft kommt es einem hoch !!) sind es fünfundvierzig; und wenn es köstlich gewesen ist, dann war nur fünfzehn Jahre Krieg und bloß dreimal Inflation. (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Das Plagiat : was ist es im letzten Grunde andres als Selbsterkenntnis ? Daß dem Betreffenden das fehlt, was er nimmt?
  • Die Katze ist das Sinnbild der uns möglichen (d.h. mit der Zivilisation noch zu vereinbarenden) Freiheit.
  • Die Strafe der vornehmen Leute besteht darin, daß sie mit vornehmen Leuten verkehren müssen.
  • Freiheiten gewährt man den Völkern allenfalls noch; die Freiheit nimmermehr.
  • Freut euch, daß die Leser hier sind. Die Kunst gut zu lesen ist vielleicht noch seltener als die, gut zu schreiben; und sie pflegen und dichten unsere Werke weiter fort und schmecken oft Dinge heraus, die noch kein Kritiker sah.
  • Ich meine: wem mit 30 nicht seine Gesinnungen von 20 verdächtig sind; und mit 45 nicht die von 30 fragwürdig - der tut am besten daran, 'konservativ' zu wählen: für die Literatur, was sage ich: für die Menschheit ist er verloren!
  • Man sollte in den Schulen nur die Geschichte der letzten 200 Jahre abhandeln; alles da=vor gehört unter 'Privatbelustigung'.
  • Tradition? Das ist die Gesinnung der Faulen; die Pfützen stehen läßt weil sie vielleicht noch von der Sinflut herrühren können.
  • Über Fuffzich hat man - es gibt da, wie immer, irgend ne US-Untersuchung, nicht Kinsey - wenig Genie-Einstürze mehr.
  • Und ich bleibe dabei : die Menschen wissen nichts, weil sie nicht 40 Jahre lernen anstatt zu quatschen.
  • Wenn nur 51% der Menschen weise wären, wären 100% glücklich.
  • Wie gut, daß wir nicht genau wissen, wie sehr wir die Frauen ennuyieren und anekeln.
  • Wie groß das Bedürfnis nach dem längeren Zusammenleben mit ein=&=demselben Gestaltenkreis ist, haben zu unserer Zeit 'Nesthäkchen' oder Karl May bewiesen - heute tun's die Fernseh=Serien.
  • Wir sind ja letztlich Alle Besessene.
  • Zwischen Geburt und Grab gibt es nur zwei Arten von Glückseligkeit, wozu der Mensch fähig ist: die eines Gewissens, welches kein Ärgernis gibt; und die eines Gewissens, welches kein Ärgernis nimmt.

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