Netzperlen: Literatur & Co
Literarische Web-Fundstücke & Buchhinweise
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Penetrant wird in diesem Bericht Helga
"Herta" Schubert
genannt; ansonsten aber ein berührender kleiner Nahblick auf die Schriftstellerin.
Mit
"Krähen- Natur is watching us"
gibt es einen Dokumentafilm über die
Rabenvögel.
Und Thomas Bugnyar lüftet in
"Raben" das
"Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten".
Die Comicautoren und Illustratoren Paul und Gaëtan Brizzi haben Dantes
"Göttliche Komödie" als Graphic Novel
adaptiert.
Im September 2023 soll sie
im Splitter-Verlag
auf Deutsch
erscheinen.
Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen" gibt es auch als Comic.
Vor 20 Jahren
gezeichnet
von P. Craig Russell. Bericht dazu in der SR-Mediathek.
Literaturhinweis in meinem
Freitod-Weblog,
welches nächstes Jahr 20 Jahre alt wird: Ellen von den Driesch:
Unter Verschluss. Eine Geschichte des Suizids in der DDR 1952–1990, Frankfurt: Campus-Verlag, 2021. ISBN 978-3-593-51329-4.
In der Kulturzeit vom 26. März 2021 einen Beitrag über den
Bildband
(beim Verlag)
"Putzen. Eine Kulturtechnik"
gesehen. Früher und in anderen Kulturkreisen wurde und wird anders
sauber gemacht. War mir nicht bewußt.
Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"
als Podcast
(Trailer)
in 329 Folgen ab 4. Januar 2021.
"Das, was wir 'gemütlich', wäre für dich ungenügendes Licht."
Über kulturelle Unterschiede von Deutschen und Arabern. (Kulturjournal) -
"Die arabische Sprache ist sehr blumig. Die deutsche Sprache beschränkt
sich auf 'Guten Morgen!'. Bei uns: Wenn jemand kommt, sagt man z.B.
"Ihre Anwesenheit erleuchetet unser Wohnviertel!" Darüber gibt es das
Buch
"Kommt ein Syrer nach Rotenburg (Wümme)"
von Samer Tannous und Gerd Hachmöller.
Im Kölner Taschen-Verlag erschien der Bildband
"Cabinet of curiosities = Das Buch der Wunderkammern = Cabinets des merveilles".
"Dieser Prachtband führt uns durch die schönsten Sammlungen
der Welt, in die Schatzkammer der Medici oder das Grüne
Gewölbe Dresdens, und bietet nicht weniger als eine
kleine Kulturgeschichte des
'Wunderbaren'.
In dem aspekte-Beitrag
"Unser Ende - Was passiert, wenn wir sterben"
auf den Ausdruck
terminale Luzidität
gestoßen, einen Moment der geistigen Klarheit und Geisteskraft
kurz vor dem Tod selbst bei Moribunden
mit vorgeschädigtem Gehirn. Als Pflegekräfte kennen wir die
scheinbare Besserung des Zustandes eines sterbenden Patienten,
den wir manchmal als Zwischenhoch bezeichnen. Plötzlich kehren
vermeintlich geistige oder körperliche Kräfte zurück, zeigen
sich längst verlorenen Ressourcen noch einmal. Die
Sendung vom 14. August
"Endlich - ein neuer Umgang mit dem Sterben" widmet sich gänzlich
dem Thema. Die erwähnten Bücher sind Roland Schulz'
"So sterben wir. Unser Ende und was wir darüber wissen sollten"
und Matthias Gockels
"Sterben. Warum wir einen neuen Umgang mit dem Tod brauchen".
Mit dem
"Lied vom Clown"
wurde der Liedermacher
Stephan Krawczyk
bekannt. Der Text stammt vom Leipziger Dichter
Andreas Reimann,
den ich nicht kannte und über den ich eben einen Bericht
sah. Einer der wenigen Lyriker, die noch Sonette
verfassen.
Reimann erzählte, wie er seine Haft aushielt, indem er die
Tage in Goethe-, Hölderlin-, Schiller-Tage usw. einteilte
und sich mit den zahllosen, im Gedächtnis präsenten Gedichten
geistig quasi über Wasser hielt.
Imposante,
unbeugsame und Respekt abfordernde Gestalt, dieser Dichter.
Er schrieb Texte für
Lift
und
Hubertus Schmidt,
einen
Sänger und Komponisten,
der mir bis dato ebenfalls unbekannt gewesen ist. Die Werkausgabe
erscheint
in der
Connewitzer Verlagsbuchhandlung.
Andreas Reimann, "der große Unbekannte der DDR-Literatur" zeigt ein
von Werk von "beglückender Haltbarkeit".
"Idiotensicher. 150 Aktionen zum Nicht-Nachmachen" -
Wie
blöd
können Menschen sein? "Man erkennt die Dummheit als größte der Naturgewalten."
"Das Klorakel. Was dein großes Geschäft über dich verrät". -
Einer der Autoren, Dr. Anish Sheth, behauptet:
"Wer öfter kackt, lebt gesünder".
"Im Gefängnis. Ein Kinderbuch über das Leben hinter Gittern"
ist ein von Susann Hesselbarth illustriertes Buch
mit einer so wahrscheinlich noch nicht oder kaum
für Kinder ab 8 Jahren aufbereiteten Thematik.
Helga Schubert,
eine der Schriftstellerinnen, die ich in frühester Jugend las, hat mit
80 Jahren just den
Ingeborg-Bachmann-Preis
gewonnen
- im zweiten Anlauf, 40 Jahre später, nachdem der
erste Anlauf
aus politischen Gründen gescheitert war.
"Gibt es einen konkreten Begriff, der das Phänomen beschreibt,
dass Frauen oft mit ihren Vornamen (manchmal + Artikel) bezeichnet
werden, während Männer oft unter ihrem Nachnamen geführt werden?
Gibt es einen Begriff dafür, wenn das in Literatur auftaucht?"
Sehr
interessanter Thread
dazu.
"So
verpasste ich
die Lockerung des literarischen Lockdowns."
Musikjournalist Ernst Hofacker führt in
"Die 70er. Der Sound eines Jahrzehnts"
musikalisch durch die Dekade, die auch mich am stärksten
prägte, obwohl ich altersmäßig eher für die 80er sein müßte.
Virtuelle Büchermenschen = Lesende mit Internetzugang möchten und können einen Kanon der Weltliteratur erstellen helfen.
Immer schon mochte ich Bücher, die Themen kulturgeschichtlich
darstellen. Themen wie die Geschichte des Essen, des Schlafes,
der Nacht, der Zeit u.v.a.m. Leider lese ich seit Mitte August
2017 nicht mehr. Heute stieß ich auf ein
Sachbuch über den
"Sonntag,
den Tag, der aus der Reihe tanzt", den manche auch den
"Brandbeschleuniger für die Familienhölle" nennen. Von
der Autorin las ich vor Jahren das amüsante
"Sterben Sie bloß nicht im Sommer und andere Wahrheiten, die
Sie über Ihr Ende wissen sollten".
Das dreibändige
Kompendium
"Kulturgeschichte der DDR" von Gerd Dietrich
gesichtet
(Bd.1 /
Bd.2 /
Bd.3).
Im kulturmagazin "artour" eben gehört, daß der
Dramatiker, Lyriker, und Essayist
Peter Hacks
einst als "Goethes Stellvertreter in der DDR"
verspottet worden war. Es gibt
im Eulenspiegelverlag
eine üppige
Biografie
über ihn. Hacks nannte das Adenauer-Deutschland
"Nazistan", einen Ausdruck, den ich nicht kannte.
Auch süffig: "Bitterfelder Holzweg". Wolf Biermann
hielt Peter Hacks für eine "überschätzte Nervensäge".
"So wenig er die DDR schätzte, so hielt er sie doch
für ein Mindestmaß des Erträglichen." Schöner Beitrag,
den man
hier
zumindest nachlesen kann.
Bei den Kinderbuchtipps in der Kulturzeit wird
"Mira"
vorgestellt und entgegen sonstiger Altersangaben
(ab 8, ab 12 usw.) gesagt: "Für alle, die's
betrifft."
DieKanon
ist der Versuch eines alternativen Kanons für viele
Bereiche wie Kunst, Literatur, Musik, Technik und Theorie.
Die Kanon ist weiblich, ein
Gegenentwurf
und also per se alternativ.
In einem Tweet gefundener
Literaturhinweis,
mit dem man sich zunächst einmal an einem
Buchtitel erfreut, sodann aber auch die
Nützlichkeit
solcherart
Wissens
zu erkennen vermag:
"Gemeine Gewächse. Das A bis Z der Pflanzen, die morden, verstümmeln, berauschen und uns anderweitig ärgern"
von Amy Stewart.
Die abstruse, aber wahre Geschichte um einen Leutnant
im Ersten Weltkrieg, der in
offizieller deutscher Mission
im Orient den
Dschihad
entfachen sollte, ist eine Groteske, die man sich
nicht ausdenken mußte.
Jakob Hein
hat sich dieses historischen Stoffes
angenommen
und den Roman
"Die Orient-Mission des Leutnant Stern"
geschrieben.
Bei
diesem Bericht
über die
Außenseiterin
Keiko Furukura in
Sayaka Muratas
"Die Ladenhüterin"
mußte ich an Christian Köllerers
Japanbesuch
denken. In den
Perlentaucherrezensionen
über dieses als "brilliant kalt" beschriebene Buch
fiel mir die attraktive Wendung "sozialer Alien" auf.
Meine Erfahrungsserie "Zum ersten Mal" geht weiter.
Erstmals vom Film
"Die Stadt ohne Juden"
gehört, der dank des Zufallfundes einer vollständigen Kopie
restauriert werden konnte. Auch
Hugo Bettauer,
der die gleichnamige
Romanvorlage
lieferte und 1925 ermordet worden war, war mir völlig
unbekannt.
Geschmäht
wurde Bettauer nicht nur wegen
seiner
philosemitischen Position,
sondern vor allem wegen seiner erotischen Veröffentlichungen, speziell
des Aufklärungsmagazins
"Er und Sie - Wochenschrift für Lebenskultur und Erotik".
"...blieb der Freigeist
für Katholiken und Deutschnationale eine permanente
Provokation. Mit der Sozialdemokratie kämpfte er
gegen den Abtreibungsparagrafen, der ständig junge
Frauen vor Gericht brachte, und gegen die soziale
und politische Ausgrenzung von Prostituierten, die
kein Wahlrecht hatten. Die deutschnationale Presse
hetzte gegen die 'räudige Talmudseele' und dieses
'perverse Kloakentier' und rief nach Lynchjustiz."
Mehrere
Romane
von Bettauer sind im PG
vorhanden, so auch
"Die Stadt ohne Juden".
Die zwei Fotografen
Michael Belhadi
und Michel Ptasinski haben vier Jahre lang
in JVAs
geknipst
und die meist tristen Räumlichkeiten in ihrem Bildband
"Aufschluss"
publiziert.
"Ein Buch ohne Menschen für Menschen."
Von japanischer Dichtkunst kannte ich wie viele andere
sicherlich auch lediglich das Haiku. Die japanische
Kaiserin schreibt seit Jahrzehnten Gedichte, die nun
erstmalig auf deutsch veröffentlich wurden. Dabei lernte
ich den Begriff
Waka
kennen.
Mittlerweile gibt es nicht nur Behördentexe oder Nachrichten
in Einfacher Sprache,
sondern es werden auch literarische Werke übersetzt
bzw. verfaßt. Beispielsweise gibt es
Grimms Märchen
in Leichter Sprache. Bei über 20 Millionen Menschen in
Deutschland mit
eingeschränktem Verständnis
längerer Texte wahrlich eine Notwendigkeit. "Der
deutsch-isländische Schriftsteller und Übersetzer
Kristof Magnusson ist ein solcher
Pionierautor."
Bei Euromaxx werden in der Rubrik
"50 Küchen"
Berliner Restaurants vorgestellt, in denen man sich
"durch die Welt schlemmen kann, ohne die Stadt zu
verlassen". Alle von den Inhabern der Restaurants
präsentierten Gerichte sind inklusive Rezepte in
dem Kochbuch
"50 Küchen, eine Heimat"
enthalten.
Marius Fränzel
zur
französischen
Umfrage zu den Top 10 der nicht zuende gelesenen Bücher bzw., wie
man das dort ausdrückt: "Top 10 des livres que vous n’avez jamais réussi à finir".
Denjenigen, die schon immer einmal wissen wollten,
worum es bei Homer geht (Odysee / Ilias) geht, seien
Marius Fränzels
klärende und erhellende Worte
empfohlen.
Mit
"Ballade vom Abendland",
"Kongo"
und
"Traurigkeit der Erde"
liegen erst drei Bücher des
frischgebackenen
Prix-Goncourt-Preisträgers
Eric Vuillard
auf deutsch vor. Das Buch, für das er nun den
renommiertesten Literaturpreis
Frankreichs erhielt ("L'Ordre du jour"), muß erst noch
verlegt werden - vermutlich wieder bei
Matthes & Seitz,
der sich gewiss wie ein Schneekönig freuen wird.
Vuillards Bücher sind nicht eben umfangreich, was mich
an zwei weitere Franzosen erinnert, deren Bücher ähnlich
schmal sind und die ich seit langem schätze:
Henri-Frédéric Blanc
und Emmanuel Bove.
Leider sind von Blanc zuletzt in den 90er Jahren Bücher
auf Deutsch erschienen; hoffentlich erlebe ich zeit meines
Lebens hier noch eine verlegerische Renaissance von ihm.
Katrin Bauerfeind,
die ich schon bei
Ehrensenf
kennenlernte,
moderiert jetzt die
Die Leseshow
auf 3Sat. "Vier Mal lesen, quatschen, Spaß haben."
Gäste der ersten Sendung sind Bjarne Mädel und Anneke
Kim Sarnau. "Kultur, aber witzig, Unterhaltung, aber
nicht flach."
Katrin
Bauerfeind
verstehe nicht, warum ausgerechnet Kultur so ernst sein
müsse. Über weitere Folgen informiere ich mich am einfachsten
hier.
In der 3Sat-Kulturzeit sah ich einen Bericht über
Ursula Haeusgen,
die als Mäzenin Lyrik sammelt und "nach der Poetry Library
in London die zweitgrößte öffentliche Poesie-Sammlung
Europas und die größte auf Lyrik spezialisierte Freihand-Bibliothek
in Deutschland" aufgebaut hat. 58.000 Bände Lyrik sind
in der Bibliothek. Zudem gibt es mit dem
Lyrik Kabinett
eine Lesegesellschaft und Stiftung. Autoren, die
bei den veranstalteten Lesungen begiestern konnten,
die aber noch ungedruckt waren, druckte man
kurzerhand selbst bzw.
vermittelte
sie beispielsweise an Hanser.
Immer noch in den Tagesthemen. Man gedenkt des
150-jährigen Geburtstages der
Reclams Universal-Bibliothek (RUB).
So schön die gelben Bände in dem Beitrag auch
leuchten, so schade und schwach ist es, daß
nicht wenigstens auch Ausgaben des
Leipziger Reclamverlages
gezeigt wurden. Im DLR wurde Hans-Jochen Marquardt
zu seiner Sammlung der Reclam-Bücher
interviewt.
Im Leipziger
Deutschen Buch- und Schriftmuseum
ist bis zum 3. Juni 2018 eine Kabinettausstellung zu
sehen (dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10
bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr). "Die Schau fragt
auch nach Reclams Universal Bibliothek im Krieg und
nimmt Feldbücherei und Tarnschriften in den Blick."
In Bremen läuft noch bis Anfang Februar 2018 eine
Austellung
zum Thema Schlaf als "produktive Zeitverschwendung".
Ein
Katalog
wurde bei
Snoeck
verlegt.
Der älteste Kunstverlag Deutschlands,
E.A. Seemann (Leipzig),
der im März Insolvenz angemeldet hatte, wurde nun
gerettet,
und zwar von
Michael Kölmel,
dem Inhaber von Zweitausendeins.
Andrea Gerk
hat ein "Lob der schlechten Laune"
geschrieben.
Naturgemäß
wandert
das Buch
sofort auf meine Leseliste. Später entdeckte ich, daß ich mit
"Lesen als Medizin. Die wundersame Wirkung der Literatur"
bereits ein Buch von ihr, zumal ein Bibliomanikum, auf der Wunsch=Kaufliste habe.
"Die störrische Braut"
(DNB)
von
Anne Tyler.
Dieses Buch ist Teil
des vom englischen Verlag Hogarth Press
initiierten Projekts
"Shakespeare - neu schreiben",
eine Romanreihe,
in der 8 namhafte Autoren Shakespeares Dramenstoffe
neu erzählen. Die ersten Bände hatte ich in den Miszellen
im April des letzten Jahres mal erwähnt.
Jeanett e Winterson adaptiert mit
"Der weite Raum der Zeit"
das "Wintermärchen"; Howard Jacobson mit
"Shylock"
den Kaufmann von Venedig.
In einer Anmerkung im Litteraturforum
ergänzte ich die Tatsache, daß
Karel Capek
durch sein Drama
R.U.R.
den Begriff Roboter in die Literatur einführte. Er übernahm den
Begriff von seinem Bruder Josef Capek,
einem bedeutenden tschechischen Künstler, von dem just 2016
Gedichte aus dem KZ erschienen, die er in
Sachsenhausen
geschrieben hat; gestorben ist Capek tragischerweise wenige
Tage vor Befreiung von
Bergen-Belsen.
Letztens hörte ich eine
Besprechung
seines Gedichtbandes.
"Bin im Wald. Kann sein, daß ich mich verspäte"
läuft
heute in den Kinos an. Ein Dokumentarfilm über Peter Handke.
Vorstellung gibt es
bei YouTube.
Dank Tim Parks
landete ein Buch auf meiner Beobachtungsliste, von dem ich bis
heute nichts wußte, genausowenig wie von dessen Autorin,
Christina Stead.
Ihr opus magnum
"Der Mann, der seine Kinder liebte"
wurde von Parks so enthusiastisch hervorgehoben, daß ich gar nicht
anders konnte, als es zunächst mal im deutschen Wikipediaeintrag
der Schriftstellerin nachzutragen (deutsch 1998 in der DVA erschienen).
Und auch andere sparen nicht mit Lob.
Die Leipziger Stadtbibliothek hat es vorrätig, und es ist ausleihbar.
Wissta Bescheid.
Die allermeisten Schriftsteller sind keine Schwerverdiener, die allerwenigsten können wirklich von ihren Büchern leben.
Adrianus Franciscus Theodorus van der Heijdens'
Romanzyklus
"Die zahnlose Zeit"
umfaßt sieben Bände
und galt als abgeschlossen. Nach dem tragischen Tod seines
Sohnes (2010), den er im Roman
Tonio - Ein Requiemroman
(DNB) verarbeitete, erschien jetzt der mit 300 Seiten vergleichsweise
schmalbrüstige
Roman
"Das Biest"
(DNB),
bei dem ich, weil die Tante des Helden der "Zahnlosen Zeit"
in die Mitte des Geschehens rückt, gerne wüßte, ob man dieses
Spin-off
bzw. Derivat dem Zyklus
zurechnet oder nicht. In der niederländische Wikipedia
wird es als Unterteil bezeichnet und wohl auch so gelesen.
Ob van der Heijden seinen neuen Romanzyklus
"Homo duplex", in dem die ersten beiden Bücher
"Die Movo-Tapes"
(Amazon)
und
"Das Scherbengericht"
(Amazon, DLF, LSF)
erschienen sind, weiterschreiben wird, ist zurzeit noch nicht absehbar.
Mich hat konsterniert, daß in allen Berichten über niederländischen Literatur
von der Frankfurter Buchmesse 2016, die ich mitbekommen habe, zwar die
Altmeister wie Harry Mulisch und Cees Nootboom erwähnt wurden, nie aber
A.F.Th. van der Heijden,
dem ich im Klassikerforum einen
eigenen Thread gönne.
Durch die Lektüre von Delius' "Als die Bücher noch geholfen haben"
entdeckte ich
Karl Mickels
einzigen Roman
"Lachmunds Freunde. Erstes und Zweites Buch"
(DNB / Wallstein).
Zwischen Mickel, dem MDV (Mitteldeutscher Verlag) und Rotbuch gab es ein Gezerre um die Veröffentlichung.
Der Roman erschien erst nach der Wende und verhallte klanglos.
Kommt auf die Liste; das bin ich meinem Bauchgefühl schuldig, aber sowas von.
Im wichtigsten Thread des Literaturschockforums -
Bücher für Bibliomane -
wies ich darauf hin, daß im jüngsten
Literaturclub
vom 11 Oktober ab zirka Minute 22.30 das Bibliomanikum
Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen
von
Tim Parks
besprochen wird, bei der ein engagierter Raoul Schrott zu sehen
ist. Besonders reizvoll ist Parks Theorie hinsichtlich
divergierender Leseerfahrungen und -kritik.
Monumental kommt
"Erste Erde. Epos"
von
Raoul Schrott
daher. 848 Seiten, in diesen Tagen
im Verlag Carl Hanser
erschienen. Da es meine Erstbegegnung mit dem Buch ist, von dem
ich eben im
Literaturclub
hörte, wo es Schrott selbst kurz vorstellte, zunächst aus
dem Waschzettel: "Raoul Schrotts Buch ist das Ergebnis
einer intensiven Auseinandersetzung mit dem heutigen Wissen
über die Welt: Vom Urknall über die Entstehung des Planeten
bis hin zu uns unternimmt es den großen Versuch, unsere
wissenschaftlichen Erkenntnisse literarisch umzusetzen und
sie an einzelnen Lebensgeschichten anschaulich zu machen.
In wechselnden poetischen Formen ergibt sich ein breites
erzählerisches Panorama. In einem zweiten Teil fasst Raoul
Schrott in Sachbuchform unseren heutigen Wissensstand zusammen.
Dichtung und Wissenschaft verknüpfend, wagt er sich daran,
ein modernes Gegenstück zu Alexander von Humboldts 'Kosmos'
zu entwerfen."
Die niederländische Literatur ist darauf angewiesen, auch im
Ausland verlegt zu werden. Um nur auf dem heimischen Markt
zu bestehen, ist das Land zu klein. Wenn sich ein Buch
mit 2000 Exemplaren verkaufen läßt, sind die Verleger schon
zufrieden. Dementsprechend intensiv ist die Literaturförderung
und das Bemühen um Übersetzungen. Außerdem - das wußte ich nicht -
ist der Literaturmarkt zwischen den Niederlanden und Flamen
ziemlich getrennt bzw. gespalten. Einige Bücher von hierzulande
noch wenig oder kaum bekannten niederländischen Autoren sowie
die Bedingungen des Buchmarktes bei den Nachbarn stellte
der
Büchermarkt vom 29. September
vor. Ich habe von diesen Vorstellungen
"Die Republik"
von Joost de Vries
auf meine Beobachtungsliste gesetzt. Aber auch
Stern geht
von Thomas Heerma van Voss blinkert mich hold an.
Noch nie etwas vom
Schriftsteller
Jakov Lind
(Homepage)
gehört. In seinen biografische Skizzen
Als die Bücher noch geholfen haben,
die ich vorhin begann, bekommt
Friedrich Christian Delius
das Manuskript von
Eine bessere Welt
vorbeigebracht und soll
Klaus Wagenbach
innerhalb weniger Stunden sagen, was davon zu halten sei,
also ob Daumen hoch oder runter. "Schon nach wenigen Sätzen
festigte sich das Urteil: ein sperriges, verrücktes, schwer
verständliches, schlecht verkäufliches Buch, als ein klares Ja."
So erschien der Roman 1966 im noch jungen
Verlag Klaus Wagenbach.
In der Sparte Wälzer/Grundlagenwerk fand ich ein
Buch
über den
Skandal des Hungers
in unserer Welt (Untertitel: "Wie zum Teufel können wir weiterleben, obwohl wir wissen, dass diese Dinge geschehen?")
von
Martin Caparros,
das im geschätzten Litteraturblog bereits Anerkennung gefunden hat,
in dessen angeschlossenem Forum
ich stiller Leser bin. Das 844-Seiten-Werk erschien
bei Suhrkamp.
Der Dramaturg und Schriftsteller
Stefan Schütz
war mir gänzlich unbekannt. In einem Büchermarkt
stieß ich auf sein neues Buch
Unser Leben,
bei dem ich am besten den vom Verlag beigelegten Waschzettel
mitliefere, der neben der Vorstellung im BM dazu
beitrug, daß das Buch sofort auf meiner TRL (to read list)
landet: "Niemand lebt ewig. Glücklich ist, wer seine letzten Jahre
mit einem geliebten Menschen teilen kann. Stefan Schütz
berichtet kraftvoll, poetisch und nicht ohne Sinn für
Komik von dieser letzten Zeit, die viele alleine zu
verbringen gezwungen sind. Er erzählt aus dem Pflegeheim,
das er täglich besucht, vom Greis und der Greisin, vom
Alltag der Gebrechlichkeit und Demenz, er lässt uns
Begleiter des letzten Stück Wegs sein, und schafft
mit Unser Leben ein virtuoses und in seiner Relevanz
tief berührendes Buch über das Alter und über die
Verbundenheit: Ein Lobgesang von ungeheurer poetischer
Wucht auf die Liebe, die über den Tod hinausgeht.
Aber auch die Abrechnung mit der Gegenwart und der
Welt, mit dem zärtlichen und zugleich desillusionierten
Blick eines Abschiednehmenden. Ein aus der Zeit
gefallenes Buch über unsere Zeit und eines seiner
drängendsten und doch tabuisierten Themen."
Ein anderer Aspekt ist Schütz', mit fast 800 Seiten voluminöses Prosadebüt
Medusa
von 1986, für das er prompt den
Alfred-Döblin-Preis erhielt, bei dem Friedrich Christian Delius
die Laudatio hielt.
1985 einen Preis für einen 1986 erschienenen Roman? Den
von Günter Grass gestifteten Preis verleiht man alle
zwei Jahre für unveröffentlichte Manuskripte. Und
viele Preisträger, darunter Gert Hofmann, Libuse
Moníková, Reinhard Jirgl, Katja Lange-Müller,
Norbert Gstrein, Michael Kumpfmüller, Sasa Stanisic,
schätze ich.
Das 1983 veröffentlichte
opus magnum des belgischen Schriftstellers
Hugo Claus -
Der Kummer von Belgien
(in Deutschland zuerst 1986 unter dem Titel "Der Kummer von Flandern") -
hat sich bisher in Deutschland noch nicht so herumgesprochen.
Mit über 800 Seiten ist es 2008
bei Klett-Cotta
in neuer Übersetzung erschienen. Perlentaucher weist nur
eine einzige Besprechung
aus.
"Der Roman entfaltet ein menschliches Bestiarium: schrullige Charaktere wie ein übelgelaunter Gärtner und eine geistesverwirrte Ordensschwester, vor allem aber die reichhaltige Verwandtschaft der Seynaeves und die Kleinstadt-Honoratiorenwirtschaft von Walle sorgen für ein facettenreiches Sittenbild der Epoche. Die menschlichen Verhältnisse basieren auf einem Universum der Lüge und der Heuchelei." -
(Deutschlandfunk, 2008) -
"Mit dem Roman "Der Kummer von Belgien" präsentiert Hugo Claus
eine Mischung aus Familiensaga, Coming-of-Age-Geschichte,
Schelmenstück und zeitgeschichtlichem Porträt." (Dieter Wunderlich).
Daniel Anselmes französischer
Antikriegsroman "Adieu Paris"
(Amazon)
von 1957 war vergessen. Nach der Entdeckung durch einen New Yorker Verleger gibt es nun eine Übersetzung ins Deutsche, die auch der Perlentaucher kennt.
In einer Vorstellung des New Yorker Periodikums
Lucky Peach
gehört: "Mit Tipps für die kulinarische Vorbereitung auf den Weltuntergang und für Menüs danach".
"food writing" sei im angelsächsischen Raum eine feste Instanz.
In dem vierteljährlich erscheinenden Magazin erscheinen auch schöngeistige
Beiträge zum Thema Essen und Kulinarik.
Öfter mal werden einem Bücher vorgestellt mit dem Paukenschlag,
daß ein Jahrhundertwerk entdeckt oder wiederentdeckt worden sei
und nun endlich dem deutschsprachigen Lesepublikum zur Verfügung
stünde. 2015 waren es beispielsweise
"Die Tutoren"
von Bora Cosic.
Oder
"Horcynus Orca",
zu dem ich noch, auch wenn es
im KF bereits erwähnt
worden ist, ein kurzes Notat einfügen möchte. -
1975 verlegt, 2015 erstmals ins Deutsche übersetzt, erschien das fast 1500-seitige Mammutwerk Horcynus Orca des italienischen Schriftstellers Stefano D'Arrigo. Die Entstehungsgeschichte dieses Jahrhundertbuches selbst ist kompliziert. Lange bevor es erschien, war es den Fachleuten bekannt, ein Auszug erschien in einer Zeitschrift; und alle renommierten Autoren der damaligen Zeit warteten sehnsüchtig auf den Roman. D'Arrigo gab nach über einem Jahrzehnt Arbeit das Manuskript ab, erhielt die Fahnen zur Korrektur, die er dem Verleger aber wiederum erst gut ein Dutzend Jahr später überarbeitet zurückgab. So lange galt der Roman als nicht übersetzbar. Nun endlich, so sabbern viele Kritiker, liegt diese moderne Odyssee im Deutschen vor und war im Büchermarkt das Buch der Woche. Sandhofer hat sich dieses sperrigen Ziegels angenommen.
- Und nun stieß ich per DeutschlandRadio-Besprechung auf einen anderen
Klotz jenseits der 500 Seiten, nämlich den Roman
"Flüchtiger Glanz"
des katalanischen Schriftstellers
Joan Sales,
eine, glaubt man den enthusiasmierten Kritikern,
Perle der Weltliteratur,
ein
Klassiker
über den spanischen Bürgerkrieg.
Für Zwölf Stühle
ist das Autorenduo
Ilja Ilf und Jewgeni Petrow
hierzulande bekannt geworden. In der
Anderen Bibliothek (Band 371)) erschien 2016
"Kolokolamsk und andere unglaubliche Geschichten",
der "Groteske Possen aus der Provinz" enthält, "bevölkert mit komischen
Figuren und verkrachten Existenzen, betrügerischen Bürokraten und
ganovenhaften Kleinbürgern." Was ich nicht wußte:
Jewgeni Petrow
war der Bruder von
Valentin Katajew.
Beim Thema Satiren auf den Sowjetmenschen, vor allem in den 30er Jahren, fällt
mir unweigerlich noch
Michail Soschtschenko
("Die Reize der Kultur" / Wie mit Gabeln aufs Wasser geschrieben)
ein, von dem ich drei Bücher las. Bulgakow kennen eh alle.
Zu meiner
derzeitigen Lektüre
(Uwe Johnsons
Jahrestage)
einen sehr wichtigen Link empfohlen bekommen, nämlich einen
Kommentarapparat
zum Werk, das Christian Köllerer vor einigen Jahren
las, dessen Rezensionen ich immer wieder gerne als Referenz anführe.
In meinem Hausforum fand bereits 2007 eine
Leserunde
statt.
Im Klassikerforum starte ich einen
Thread
zu Fragen, die während einer Lektüre aufgeworfen werden. Zudem
auch für die Möglichkeit, andere an Fundstücken sowie interessanten
Fakten oder Wort-Funden (Neuschöpfungen, Umbildungen) teilnehmen zu
lassen. Beispielsweise brachte ich gleich mal den ich Machandel
erspähten Begriff
Konzentrationär
und die Tatsache unter, daß für nur wenige Jahre eine
Eliteschule
für NVA-Nachwuchskader gab.
In einem
Interview
mit Nicole Petrick-Felber über ihr Buch
Kriegswichtiger Genuss. Tabak und Kaffee im 'Dritten Reich'
(im Wallstein-Verlag / Rezension)
erfahren, was Zitterkaffee bedeutete. Bohnenkaffee war, weil der Import seit
Kriegsbeginn abgeschnitten war, Mangelware. Bei besonderen Anlässen wurde
der Bevölkerung allerdings welcher zugeteilt, so beispielsweise nach
Bombemangriffen. Deswegen der Name. Im Schutz von Schwangeren und Jugendlichen
vor Tabakrauch war das Dritte Reich vorbildlich. Hitler hatte bekanntlich
Angst vor den Bakterien und gab das Rauchen auf und handhabte das Rauchverbot
in seiner Umgebung strikt.
Alban Nikolai Herbst (ANH)
versorgt uns auch weiterhin mit Leseeindrücken und Informationen über
Christopher Ecker,
so in einem
Blogeintrag
zu dessen jüngstem Roman
Der Bahnhof von Plön. ANH hatte Fahlmann anläßlich seines Romans Fahlmann kennen- und schätzengelernt.
2015, als Ecker der Friedrich-Hebbel-Preis
zugesprochen wurde, hielt er die
Laudatio.
kress.de: Welchen Autor schätzen Sie am meisten? -
Denis Scheck: Arno Schmidt, weil der mal definierte, was einen guten Schriftsteller ausmacht: die Fähigkeit, beim Anblick dessen, was Normalsterbliche ihr Leben lang einen Regenschirm nennen, auf die Formulierung zu kommen "ein Stock im Petticoat". -
Zugunsten des SWR als nunmehr alleiniger Moderator der Literatursendung
"Lesenswert", der Sendung "Kunscht" sowie des ARD-Buchmagazins
"Druckfrisch" gibt Scheck
nach 20 Jahren seinen Job als Redakteur des Büchermarktes im Deutschlandfunk auf,
wie er
im Interview verrät.
Ich finde das traurig und bin gespannt, wen man nun 16.10 Uhr stattdessen hören wird.
Felicitas von Lovenberg
scheidet, weil sie als nunmehrige Programmchefin des Piperverlages
ihre journalistsche Neutralität eingebüßt hat, als Moderatorin beim
Lesenswert-Quartett aus. Denis Scheck führt es als alleiniger Moderator
weiter.
"Nebenbei" - und als solchen habe ich ihn vor drölfzig Jahren
kennengelernt - ist er Redakteur des Büchermarkts und macht
in der ARD die Sendung "Druckfrisch".
Ihr wißt schon, das mit dem Herum/Herunterschmeißen der bösen Bücher.
Über den gigantischen Roman Was wird er damit machen? Nachrichten aus dem Leben eines Lords (2015 von Suhrkamp in 6 Bänden im Schmuckschuber neu verlegt) von Edward George Bulwer-Lytton und übersetzt von Arno Schmidt schreibt Werner von Koppenfels in "Vergesst 'Downton Abbey'!" eine Würdigung. Und natürlich hat mein bewundertes Lesegenie das Buch gelesen und nicht nur das vom Autor. - Angesichts der vielen (für meine Miszellen nötigen) Links nur die Bemerkung: Der Koppenfels-Artikel war der Auslöser. Ich fand ihn in einem Tweet von Jochen Kienbaum.
Bücher über den Tod erwecken immer meine Aufmerksamkeit. Hier stieß ich eben auf
"Fragen Sie Ihren Bestatter. Lektionen aus dem Krematorium"
(Amazon) von Caitlin Doughty,
die ihre Lehrjahre in dem so schillernden Beruf schildert.
Angeblich sind die Gedanken ja frei. "Die Philosophin Bettina Stangneth stellt
eine unbequeme Frage: Haben wir wirklich das Recht zu jedem Gedanken oder braucht auch das Denken eine Ethik?"
Der Essay Böses Denken
(Amazon) "erklärt und erweitert klassische Konzepte des Bösen, denn wer das Böse bekämpfen will, muss es zunächst einmal erkennen."
Na so was. Ich habe mit "Als die Bücher noch geholfen haben" doch glatt ein Buch eines meiner Lieblingsschriftsteller, Friedrich Christian Delius, übersehen. Schon 2012 erschienen seine "Biografische Skizzen". Das essayistische Format mag ich bei mir lieben Autoren als zusätzliches Schmankerl zu ihren belletristischem Oeuvre besonders.
Das nächste Bibliomanikum. Nach
Frauen, die lesen, sind gefährlich
sowie
Frauen, die schreiben, leben gefährlich
stellt uns Stefan Bollmann in
Frauen und Bücher. Eine Leidenschaft mit Folgen
berühmte Leserinnen vor. Als weiteres "BuchBuch" von im ist
Warum Lesen glücklich macht
bekannt.
Da ich einen Narzissten persönlich kenne - und damit meine ich, wie man ironischerweise hätte meinen können, nicht mich selbst - (Ok, dann kennte ich zwei), wandert Der Narzissten-Test von Craig Malkin auf meine Beobachtungsliste. Vielleicht schafft die Leipziger Stadtbibliothek das Buch an.
Da mich das Thema Tod und Sterben von jeher fasziniert, notiere ich auch diese Neuerscheinung:
Zu Ende denken. Worte zum Unausweichlichen
von Rebecca Panian & Elena Ibello.
"48 Schweizerinnen und Schweizer aus den unterschiedlichsten
Bereichen wie der Pflege, Medizin, Seelsorge, Kultur,
Unterhaltung oder Politik haben einen Text zum Buch
beigesteuert."
Das nächste Bibliomanikum ist erschienen:
"Die Bibliothek. Kulturgeschichte und Architektur von der Antike bis heute".
Und ein anderer Prachtband stellt
Die schönsten Opernhäuser der Welt
vor. Beide bei Knesebeck verlegt.
Merkwürdigkeiten des Buchmarktes. Sprechen sich Autoren ab? Nach Reinhard Jirgls "Nichts von euch auf Erden" spielt nun auch Georg Kleins Die Zukunft des Mars auf dem Mars.
Dadurch daß ich vorhabe, wieder genauer auf die Perlentaucherrezensionen
zu gucken, fluten auch sofort Anregung in Form neuer Bücher an. Beispielsweise
über eines meiner Leib/Magenthemen, das Alter(n):
Odo Marquard: Endlichkeitsphilosophisches. Über das Altern (AZ).
Für diese Buchentdeckungen habe ich eine
Sonderseite eingerichtet,
auf der sie chronologisch aufgelistet werden, jeweils mit Link zur Perlentaucher-
und zur Amazonseite.
Mein Tagesthema: "Das Grab ist der Eingang ins Paradies - Friedhofsbesuche mit Schriftstellern". Dazu gibt es frisch auf dem Markt auch ein Buch.
Durch Alban Nikolai Herbst (ANH),
dessen
Arbeitsjournal
ich zuzeiten lese, stieß ich auf einen neuen Wälzer:
Fahlmann
von
Christopher Ecker,
mit 1025 Seiten ein wahres papiernes Bollwerk an Gegenwartsliteratur, das
Denis Scheck als "eines der großen Leseabenteuer der deutschen Gegenwartsliteratur"
hat. ANH jedenfalls liest das Buch momentan und flicht immer wieder einige
Leseerfahrungen in sein Journal ein.
Christopher Ecker wurde zu seinem Tausendseiter interviewt.
Was bei Kafkas "Verwandlung" ein Käfer, ist bei David Garnetts "Dame zu Fuchs" ein Fähe (Füchsin), mit der der Ehegatte klar zu kommen hat. Diese 1922 erschienene Liebesgeschichte ist nun ausgegraben worden. Der Dörlemann-Verlag hat sich auf das Ausgraben kleiner Preziositäten spezialisiert.
Wem die Antike doch zu modern ist, der kann sich mit sumerischer Literatur trösten.
Grundlagenwerke nehme ich immer gerne zur Kenntnis, wenn es allerdings
schwierig werden wird, mehrere davon zu lesen. Ich habe mich, was Sachbücher
betrifft, auf so genannte "Kulturgeschichten" verlegt. Ob die nun
anzuzeigende "Unkulturgeschichte" des 1000-Seiters von Nikolaus Wachsmann
"KL. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager"
(Amazon)
dazu zählen wird, muß die Zukunft erweisen.
Interessante Entstehungsgeschichte der Wiederentdeckung des damaligen Skandalromans Coctails von Pamela Moore, die sich, nachdem sie an ihren mit 18 veröffentlichten Debütroman nicht mehr anschließen konnte, mit 26 Jahren erschoß. Während Salingers "Der Fänger im Roggen" Und Sagans "Bonjour Tristesse" bis heute durchgehend berühmt gewesen war, geriet Moores Buch in Vergessenheit. "Dass "Cocktails" 50 Jahre später wieder aufgelegt wird, ist der amerikanischen Schriftstellerin Emma Straub zu verdanken, die im Zuge eines Crowdfunding-Projekts gegen Spenden Liebesbriefe schreiben muss. Einer dieser Liebesbriefe geht an Kevin Kanarak, ihren Lateinlehrer. Später gibt sich Kanarak bei einer Lesung als Sohn einer Schriftstellerin zu erkennen, von der Straub noch nie gehört hat: Pamela Moore."
Karl Lagerfeld ist innerhalb des Göttinger Steidl-Verlages übrigens Programmchef für die Reihe L.S.D., in der bibliophile Ausgaben erscheinen, meist Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen. Daß Lagerfeld Bibliomane ist und mit mehr als 300.000 Bücher eine gigantische Bibliothek zusammengetragen hat, ist oft nicht so bekannt.
Darauf gestoßen bin ich durch zwei Publikationen zum Dandy Beau Brummel, die in dieser Buchreihe erschienen sind und die ich im Wikipediaartikel nachgetragen habe.
Da ich mir vorgenommen habe, weniger auf meine Twitter- und Facebooktimeline
zu starren und mehr auf Buchrezensionen, vorzüglich
beim Perlentaucher
und im DeutschlandRadio,
erwähne ich hier vormerkend immer wieder Bücher, die entweder auf meiner
Wunschliste
landen oder aber einfach nur den geneigten Groupies
Besuchern der Miszellen angezeigt werden sollen im Sinne eines
Aufmerksammachens. Heute stieß ich zum wiederholten Mal auf
"Die Zensoren. Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat"
von
Robert Darnton
vorgestellt unter anderen von
Michael Andre und von Michael Opitz im Deutschlandradio.
Von Ilja Ehrenburg war mir der Roman "Das bewegte Leben des Lasik Roitschwantz" überhaupt nicht bekannt. In der Buchhandlung nun liegt eine Neuausgabe in der Anderen Bibliothek (Band 375) vor, die hier als Tipp für alle Freunde russischer Literatur vielleicht erwähnt werden sollte. Münchener könnten sich morgen sogar eine Lesung gönnen. Ich las von Ehrenburg bislang - allerdings vor langer, langer Zeit - zwei Romane.
Im englischen Verlag Hogarth Press erscheint innerhalb des Projekts
"Shakespeare - neu schreiben"
eine Romanreihe, in der 8 namhafte Autoren Shakespeares Dramenstoffe
neu erzählen. Die ersten beiden Bände der Reihe sind gerade auf
deutsch erschienen: Jeanette Winterson erzählt mit
"Der weite Raum der Zeit"
das Wintermärchen neu; Howard Jacobson mit
"Shylock"
den Kaufmann von Venedig.
Daß Cervantes nicht nur den Don Quijote geschrieben hat, war mir zwar klar; aber ich wußte so auf die Schnelle nur noch von seinen Novellen. Sein letzter Roman, Die Irrfahrten von Persiles und Sigismunda, soeben als Neuedition in der Anderen Bibliothek erschienen, soll sogar öfter ins Deutsche übersetzt worden sein als Don Quijote. Der Deutschlandfunk stellt das ziemlich vergessene Werk vor. Die Neuausgabe kannte man in der deutschsprachigen Wikipedia noch nicht. Ich ertappte mich in letzter Zeit schon mehrfach, daß ich aktuelle Werke von Schriftstellern in Wikipediaartikeln nachtragen mußte. Im Klassikerforum startete ich einen separaten Cervantes-Thread, weil doch zu hoffen ist, daß künftig noch das eine oder andere zu diesem Klassiker anfallen wird.
Eine neue Robert-Musil-Gesamtausgabe wird im Verlag Jung und Jung erscheinen, verriet der Verleger Jochen Jung im Interview mit der NZZ.
Bücher aus unabhängigen (Klein=Indie)Verlagen zu lesen und vor allem zu empfehlen, macht sich We read Indie (bei Twitter) zum Herzensanliegen.
"Zu Melvilles Roman (Moby Dick) griff ich wieder, weil ich nach Eckers Bahnhof von Plön Angst vor einem Absturz hatte. Auf Höhen müssen Höhen folgen, oder wir zerknirschen. Uns wird übel. Man möcht' dann nur noch speien." (Alban Nikolai Herbst)
Angelo Bajorek: Wie würden Sie Ihr Leben zusammenfassen? - Janosch: Ich habe es durch unzählige Wunder sehr gut überlebt und halte mich für einen Sieger. Was die Freude am Leben angeht. ("Kein Gott und kein Schnaps, alles vorbei")
"Welcher Schriftsteller ist kein Kotzbrocken?" - ein amüsantes Interview mit dem Cheflektor des Suhrkamp-Verlages, der auch über seine prominentesten Autoren, Johnson, Bernhard und Handke, plaudert.
Die Leipziger Stadtteilbibliothek in Gohlis erhält den Namen Erich Loests. Zudem wird es ab nächstem Jahr einen Erich-Loest-Preis geben, mit dem vornehmlich mitteldeutsche Autoren ausgezeichnet werden sollen.
Satzzeichen im Wandel: Vom Niedergang des Strichpunktes. Das Semikolon sei "das Zeichen, das sich nicht fassen lässt, das Zeichen des Unentschiedenen, des Dazwischen, aber auch das der Freiheit." Sozusagen das Merkel unter den Satzzeichen. Aber es sei ebenso "ein Ausdruck von ästhetischem Überfluss". An mir läge es jedenfalls nicht, wenn das Semikolin ausstürbe; beträfe übrigens auch den Konjunktiv.
6 Prosa-Debüts, deren Autoren und Titel mir wirklich absolut neu sind.
"Ein letzter Blick auf eine noch unzerstörte Stadt:
Leipzig in frühen Farbbildern".
Farbbilder von Leipzig aus den Jahren 1937 bis 1947
als Buch bei Lehmstedt erschienen.
Christian Köllerers
Bericht
seiner Iranreise im Mai 2014 ist wie
alle seine Reiseberichte
äußerst lesenswert.
Schriftsteller als Netzverächter: Vom Genre der Besserhalbwisserei.
Katy Derbyshire
geht
mit deutschen Autoren einen trinken
und bloggte darüber. Was ich nicht wußte, daß man,
wenn als Brite 15 Jahre lang im Ausland gelebt
hat, sein Wahlrecht einbüßt.
Wieviel und welche Bücher Art Garfunkel in 44 Jahren las, zeigt seine LGB (Liste gelesener Bücher).
Ein schöner Nekrolog auf MRR eines mir in Sachen Lesen und Bibliomanie Geistesverwandten.
11 Autoren, die die Filmadaption ihrer Bücher
nicht mochten.
"Gute Buchhandlungen sind spirituelle Orte." Gesine von Prittwitz stellt Anna Jeller & ihre Wiener Buchhandlung vor.
Im Literaturschockforum ein Thread über Bücher, die nur (noch) als E-Book erscheinen.
Bein ANH eine interessante Variante für schriftliches Gendering gesehen: Leser:innen, Autor:inn:en.
"Dabei macht es mich ärgerlich, ja manchmal wütend, mit
welcher Ignoranz der herkömmliche Literaturbetrieb das Netz
als literarisches Ausdrucksmedium abzutun versucht, nicht selten
mit schwer diskriminierenden Artikeln."
(Alban Nikolai Herbst)
Gesine von Prittwitz
stellt
als weiteren buchaffinen Blogger
Alban Nikolai Herbst
mit
'Die Dschungel. Anderswelt'
vor. Die anderen Interviews finden sich in der Kategorie
Steglitz stellt bibliophile Blogger vor.
In der NZZ: Literaturkritik unter Druck: Ein Leben nach dem Papier. Von Roman Bucheli
Urs Widmer legt zu seinem 75. Geburtstag seine Autobiografie vor
(Reise an den Rand des Universums);
sie umfaßt seine 30 ersten Lebensjahre bis zum Zeitpunkt seines
ersten literarischen Erfolges; er plant vorerst auch
keine weiteren Bände. In dem Artikel
""Da haben wir es wieder, das Alter!",
der den Besucht bei einem sehr entspannten Widmer schildert,
fand ich auch den sehr wichtigen Hinweis auf einen mit mehr als
700 Seiten sehr dicken Band mit den
Gesammelten Erzählungen.
Zum literarischen Bloggen gibt es eine aktuelle Debatte.
Ich linke einige Quellen auf, an Hand derer man sich
weiterhangeln kann: Stefan Mesch:
Gibt es in Deutschland gute Literaturblogs?;
Gesine von Prittwitz: Stefan Mesch dreht eine Extrarunde;
Johannes Schneider: Bits über Bücher;
aboutsomething: Bloggen über Literatur
und Krimi-Depeschen:
Nostalgie-Ausgabe
Wissenschaftsjournalist Hilmar Schmundt ist von P-Books
auf E-Books umgestiegen, was ein Leser im Sinne
klassischer Bibliophilie als
traurig
bezeichnete. Schmundts Erklärungs- oder Verteidigungsschrift
ist unter dem Titel
"Gutenbergs neue Galaxis. Vom Glück des digitalen Lesens"
als Spiegel-E-Book erschienen.
Seit 20 Jahren stellt das
Projekt Gutenberg (PG)
gemeinfreie Klassiker im Internet zur Verfügung. Allerdings
ist die häppchenweise Präsentation immer ein Bremsklotz für
den unbeschwerten Genuß gewesen. Das Programm
Ebola löst
das Problem, indem es Bücher des PG und der anderen großen
Quelle zeno.org zu
einer epub-Datei zusammenbastelt. Grandiose Entdeckung heute!
Hausbesuch bei einem Perfektionisten:
"Thomas Bernhard nannte seinen Hof "Existenzkerker". Der Duft
seines Parfums liegt noch in der Luft. Ein Hausbesuch in
Ohlsdorf/Österreich anlässlich des 80. Geburtstags."
Bei
I write like
soll man angeblich herausfinden können,
ob man wie ein Berühmter schreibt.
Wer liest wann wo?
will über anstehende Lesungen informieren.
Was Leipzig
angeht, darf die Datenbank ruhig noch gefüttert werden.
Dank der ZEIT
entdeckte ich die Webseite
TVTropes,
die in Form eines Wiki die Idee aufgreift und
verwirklicht, die ich mal mit der
Motivdatenbank
hatte und die weit darüber hinausgeht und
Referenzen in Comic, Film und Büchern
sammelt.
[^^]
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